Donnerstag, 22. Dezember 2016

Status: kindergartenlos

Fotografie: Fotolia

Vorhaben "liebevolle Kindergartenbetreuung mit familiennaher Anbindung" gescheitert!

Dass kleine Kinder in erster Linie zu ihren Eltern oder engsten Bezugspersonen gehören, war für mich schon immer klar. Aus diesem Grund gab es auch keine Frage, dass ich mit dem Herzmädchen 2 Jahre zu Hause bleiben würde und wir danach eine liebevolle Betreuung für die Stunden suchen würden, die wir als Eltern zum Arbeiten brauchen. Soviel Betreuung wie nötig und so viel Familie wie möglich.

Vor und nach der Geburt haben wir uns daher wirklich viele Kindergärten angeschaut und ich hatte das Gefühl als Pädagogin hinter die Fassade schöner Worte und Konzepte schauen zu können und so landeten zwei Favoriten auf unserer Liste beim Kita-Amt. Neun Monate vor dem gewünschten Beginn hatten wir dann erfahren, dass einer der beiden einen Platz für unser Mädchen hatte. Wir freuten uns und schauten der Betreuungszeit positiv entgegen. 

Im Juli dieses Jahres begann die Eingewöhnungszeit. In einem Vorgespräch wurde alles noch mal erklärt und auch ich konnte der Bezugserzieherin über mein Herzmädchen erzählen. Wenige Details ließen mich aufhorchen, aber mir war klar, dass ich ein paar kleine Abstriche im Sinne von Gruppendynamik, Arbeitsabläufen und anderen pädagogischen Auffassungen machen müssen würde. 

So ging es also los. Wir besuchten die Einrichtung in der ersten Zeit immer für 1,5 Stunden zum Spielen und gingen dann geschafft und voller neuer Eindrücke nach Hause. Ich sah wenige Situationen, die ich mir pädagogisch anders wünschen würde - 70-80% waren sehr gut, liebevoll und beziehungsorientiert. Mit diesem Prozentsatz war ich zufrieden, weil ich ihn auch für realistisch hielt. Mama, Papa, Oma, Opa, Tante  - jeder ist anders und das ist gut so. Viele Studien zeigen, dass Kinder viel an sozialer Erfahrung mitnehmen, wenn sie unterschiedliche Menschen kennen lernen können und das Herzmädchen ging auch gerne hin.

Wir nahmen uns viel Zeit für die Eingewöhnung (fast 3 Monate). Nach den ersten gemeinsamen Wochen dort und der anschließenden Ausdehnung der Betreuungszeit, war es ein besonders schöner Moment für mich als das Herzmädchen selbst entschied am nächsten Tag mit Mittagsschlaf machen zu wollen. Das war 2 Monate nach Beginn. Für mich war das ein großer Vertrauensbeweis von ihr gegenüber den Erzieherinnen, da sie sonst im Bett nur mit mir und stillend einschlief.

Die Gestaltung und Länge der Eingewöhnung war trotzdem nicht der Verdienst des Kindergartens. Das habe ich mir etwas erkämpft, wenn auch sehr freundlich und diplomatisch. Ich merkte nämlich, wie sie die Eltern gern relativ schnell aus dem Kitabetrieb heraushaben wollten und wie die anderen Eingewöhnungen rasend schnell innerhalb von 1-2 Wochen absolviert wurden. Auch gerade deswegen zog ich das Tempo nicht an, denn das bedeutete für das Herzmädchen immer neue Eindrücke: neue Kinder, neue Eltern und gebundene Energie der Erzieherinnen für die Eingewöhnungen. 

Die Entscheidung, dass sie in einen Kindergarten gehen wird, war unsere, umso wichtiger war es mir, dass sie das Gefühl hatte einen Teil davon bestimmen zu können. Daher habe ich das mit dem Mittagsschlaf auch ihr überlassen. Die Erzieher hätten nicht gewartet bis sie von alleine mitschlafen wollte, sie signalisierten stetig, dass dies unsere Entscheidung sein sollte. Dennoch habe ich diese Anzeichen und dieses Verhalten immer auch unter dem Aspekt gesehen, dass es wohl nur wenige Eltern gibt, die so viel Zeit einplanen und auch die Herausforderungen dieses neuen Lebens für die Kinder im entwicklungspsychologischen Kontext sehen. Die Einschätzung der Erzieherinnen war für mich aber unerheblich, denn ich wollte auf mein Kind hören und alles sanft und steigernd gestalten. 

Nach knapp drei Monaten fingen die Erzieherinnen an, uns verstärkt die Rückmeldung zu geben, dass unsere Tochter so ganz anders als andere Kinder wäre, dass sie die einzige ist, welche sich nicht einfügt und dass sie sich generell eben schwer in die Gruppe einfügen würde. Am Anfang habe ich diesem Thema gar nicht so viel Bedeutung beigemessen und auch signalisiert, dass das für uns als Eltern nicht so schlimm ist und wir sie nehmen wie sie ist, wir das aber selbst nicht so erleben. Dennoch bekamen wir ständig zu hören, dass unser Kind sich nicht verhielt, wie es erwartet würde und das so nicht akzeptabel sei. 

Parallel dazu wurde mir auch immer öfter signalisiert, dass es nicht so gern gesehen ist, dass sie so oft Mittagskind sei. Dies solle doch etwas besonderes bleiben. Jetzt fühlte ich mich also schon schlecht, wenn ich mein Kind zeitiger abholte - ist es nicht eher meist andersherum? Und mit welchem Recht darf sich die Kita einmischen, wie lange man sein Kind hinbringt und dass das ja auch für die anderen Kinder ein falsches Signal sei? An dieser Stelle begann für mich die Grenzüberschreitung: meine elterlichen Entscheidungen wurden nicht akzeptiert und ständig infrage gestellt. Ich wusste nicht, dass ich mit der Kita nun auch einen dritten Erziehungsberechtigten einkaufte, statt eines Dienstleisters für Kinderbetreuung! Noch weniger daran konnte ich verstehen, dass die Erzieherinnen dies kritisch sahen, eigentlich müsste es doch eine Erleichterung für sie sein. Zumal wir trotzdem aus Solidarität zu den anderen Eltern und dem Betreuungsschlüssel den Stundenhöchstsatz bezahlt haben, den wie NIE ausnutzen.

Ein weiterer beunruhigender Punkt war, dass ich während des Hinbringens, Abholens und Wartens Beobachtungen im Kindergartenbereich machte, die mich sehr traurig und nachdenklich machten. So nachdenklich, dass ich sogar überlegte das Herzmädchen am Ende der Krippenzeit in eine andere Einrichtung zu bringen.

Einmal sah ich eine Erzieherin, die ein Kind beim Essen (welches wahrscheinlich nicht „hörte oder folgsam“ war) an den Schultern packte, schüttelte und anschrie. Diesen Vorfall meldete ich der Leiterin, welche sich auch sofort auf meine Seite schlug und versicherte, dass dies ein absoluter Einzelfall sei. Das glaube ich ihr auch bis heute, dennoch denke ich, konnte diesem Verhalten nur Tor und Tür geöffnet werden, weil die Haltung gegenüber Kindern in der Einrichtung eine sehr erziehende und tadelnde ist und Kinder leider nicht als gleichwürdig gesehen werden. So beobachtete ich auch, wie Kinder weinend neben Erzieherinnen standen und sich keiner kümmerte, wie Kinder gescholten und ständig mit (aus meiner Sicht) unnötigen Regeln konfrontiert wurden.

Da ich als Pädagogin viel nachdenke, reflektiere und Probleme wälze, habe ich monatelang immer wieder versucht objektiv, unvoreingenommen und nicht vorschnell Urteile zu fällen. Ich habe viel mit der Erzieherin des Herzmädchens gesprochen und versucht meine Sichtweise auf Kinder, auf mein Kind und „Erziehung“ zu erklären. Dennoch (irgendwie taucht dieses Wort in diesem Text ständig auf) wurden ich und mein Mann wohl letztlich als unfähige, pädagogisch unwissende, laissez-faire Eltern betrachtet. Denn in den letzten Wochen wurde zumindest so mit uns gesprochen, umgegangen und oder uns so angeschaut. Von den Blicken, die sich die Erzieherinnen untereinander zuwarfen, wenn sie mich sahen, will ich gar nicht erst sprechen. Ich fühlte mich zunehmend unwohl, wollte nicht hin oder schnell wieder weg. Ich hasse es (und dieses Wort benutze ich eigentlich nie) wenn Menschen urteilen, ohne den anderen zu kennen, mit ihm zu sprechen oder wirkliche Einblicke zu haben! Jeden Tag bekam ich von einer anderen Erzieherin (wohlgemerkt meine ich jetzt nicht die Krippenerzieherinnen, die mich kannten, sondern einfach Erzieher die mich auf dem Gang sahen) andere Sprüche zu hören, wurde offensiv im Umgang mit meiner Tochter beobachtet, mit Blicken gestraft oder es wurde in meinen Umgang mit meinem Kind eingegriffen. Nun sollte wohl auch ich erzogen werden...das Pausengespräch unter den Erzieherinnen konnte ich mir lebhaft vorstellen!

Das „Problem“, weshalb ich soviel Möglichkeit zu Gesprächsstoff und Beobachtungen gab, war das Anziehen nach dem Abholen. Der Einrichtung ist es wichtig, dass die Eltern nach dem Abholen sofort das Kind umziehen und dann das Haus bzw. Gelände verlassen (versicherungstechnische und organisatorische Gründe). Für mich war es nicht absolut schlüssig und daher schwer authentisch vertretbar, aber ich habe das jeden Tag erklärt und mein Bestes gegeben, dass wir loskommen.

Lange war das gar kein Problem, nun kam aber vor ca. 3 Wochen der Punkt, dass das Herzmädchen erstmal herumrennen und herumschauen wollte (sie ist ja sonst nicht im Kitabereich). Für mich wäre das vollkommen ok gewesen mit ihr zu herumgehen, aber da waren ja diese strafenden Blicke der Erzieherinnen... Also redete und redete ich, lockte und bestach sie und nahm sie auch zweimal gegen all meine Überzeugungen einfach schreiend und strampelnd mit zurück in die Garderobe. Was mir hätte klar sein müssen, dass machte es für den nächsten Tag umso schwieriger und wir waren in einer schrecklichen Schleife gefangen, die ich natürlich unterbrechen wollte.

Also stellte ich mich ruhig (wie bei anderen Situationen sonst auch) in den Gang und wartete, dass sie selbst zurückkam. Prompt in diesem Moment kam zufällig ihre Erzieherin vorbei und meinte, dass es doch besser wäre, wenn sie jetzt hier wäre. Ich erklärte, dass ich es gerade anders versuchen wolle und sie fragte mich, ob ich es ok fände, meinem Kind hinterherrennen zu müssen. Ich sah  kein Problem darin meinem Kind auch mal nachzugehen. Diese Antwort fand sie überhaupt nicht erfreulich und wies mich daher darauf hin, dass meine Tochter gerade an der Werkbank sei und sie dort nichts anfassen dürfe und das müsse ich durchsetzen (wohlgemerkt: offenes Konzept und mitten auf dem Gang steht etwas, was die Kinder nicht alleine anfassen dürfen). Tja, was nun? Ich ging hin und das Drama begann sofort. Meine Lösung war dann einfach ohne Jacke und Co mit ihr los zu gehen und sie draußen anzuziehen. Für mich voll in Ordnung. Im Gespräch am nächsten Tag wurde ich dafür jedoch als verantwortungslos eingestuft.

Bis zum nächsten Tag ließ mich diese unangenehme und grenzüberschreitende verbale sowie nonverbale Kommunikation seitens der Erzieherinnen nicht los. Ich fühlte mich so unwillkommen und verurteilt und mein Kind wurde es zudem auch: unangepasst, hört nicht, fügt sich nicht ein. Ich konnte nicht verstehen, wie man einem 2,5 Jahre altem Kind schon Stempel aufdrücken muss: Du bist so und so, du bist nicht ok, so wie du bist. Schade, welche aktuelle Fachliteratur wird hier gelesen?

Zudem hatte ich die Erzieherin bereits vor 1,5 Monaten in einem Gespräch auf diese Stigmatisierung meiner Tochter als "nicht eingefügt" hingewiesen und sie hatte mir zugestimmt, dass sie eine solche dauerhafte Zuschreibung auch nicht möchte - das hatte mich beruhigt. Beunruhigt hatte mich hingegen, dass sie bei einem anderen Problem und meinem daraufhin erneuten Gesprächsbedarf sagte, dass es doch vielleicht besser sei, wenn die Dinge im Kindergarten bleiben und sie mir nur die positiven Dinge erzählen würden – was, wie bitte, Zensur als Lösung!? Einmal nahm ich direkt wahr, wie eine andere Erzieherin ansetzte, um mir etwas zu erzählen und dann verstummte, weil sie neu war und wahrscheinlich die Anweisung hatte lieber nichts zu erzählen. Denn anscheinend hatte ich an eine von uns bezahlte Kinderbetreuung zu hohe Ansprüche, wenn ich wissen wollte, wie der Tag für mein Kind war und bei Bedarf auch über Rückmeldungen der Erzieherinnen sprechen wollte. Wahrscheinlich war ich einfach zu "aufmüpfig" und kompliziert, wenn ich nicht allem zustimmte, was die Erzieherinnen mir erzählten oder rieten. Ab diesem Punkt ging es mit meinem Vertrauen stark abwärts.

Am Tag nach dem Gespräch auf dem Gang mit der Werkbank suchte ich also wieder das Gespräch mit der Erzieherin. In diesem erklärte sie mir gleich zu Beginn, dass sie mit unseren Erziehungsauffassungen nicht einverstanden sind. Endlich sagte sie offen das, was ich schon lange spürte. Dafür war ich dankbar, wenn auch traurig. Anfangs hoffte ich noch, dass wir vielleicht nur aneinander vorbeiredeten und ich einiges nochmal präziser erklären könnte. Aber ich merkte schnell, dass meine Erklärungen nicht viel brachten. Ich fand es schade, dass wir aufgrund von wenigen Situationen, in denen wir mit unserem Kind im Kindergarten beobachtet wurden von den Erziehern so unreflektiert und vorschnell problematisiert und verurteilt wurden. Das sagte ich auch offen. Wieder wurde heraus gestellt, dass meine Tochter sich nicht einfügen würde und es wichtig sei, sich in eine Gemeinschaft einzufügen ( ja, ich finde Gemeinschaft auch gut, aber hier wurde was anderes gemeint: ohne Widerworte den Anweisungen der Erwachsenen Folge zu leisten - ich finde ja nicht, dass bedingungsloser Gehorsam eine Gemeinschaft ausmacht!). Im Subtext kam für mich heraus, dass wir als Eltern unfähig sind zu erziehen und unsere Macht zu benutzen um durchzugreifen.

Weiterhin erzählte die Erzieherin im Gespräch, dass sie vor zwei Tagen eine Auseinandersetzung mit meinem Kind gehabt hätte. Sie sei bei allem immer die letzte und saß auch diesmal wieder 10 Minuten beim Trinken während die anderen schon alle fast fertig angezogen waren. Deshalb habe sie sie dann auch mit in die Garderobe genommen. Dort wollte sie wohl doch noch etwas trinken, was nicht möglich war, weil alle anderen fertig waren. Nun begann sie das laut Erzieherin lautstark zu verkünden und wollte sich nicht anziehen. Die Erzieherin habe sie dann angezogen, auch wenn das schwer war, weil mein Kind ja schon ganz schön Kraft entwickeln würde, wenn sie etwas nicht möchte.

Diese Szene formulierte sie so weich und nett, dass ich nach dem Gespräch ganz benebelt war und erst im Nachhinein in einem Telefonat mit einer Freundin verstanden habe, dass sie meine Tochter trotz heftiger körperlicher Gegenwehr in ihre Klamotten gezwungen hat. Selbst das könnte ich verzeihen, wenn sie sich entschuldigt und erklärt hätte, das es eben eine schwierige Situation war oder ihr die Nerven durchgegangen sind - das kenne ich ja auch. Aber sie erklärte mir, dass es meiner Tochter mal richtig gut getan hätte und es ja auch nicht ginge, dass alle anderen Kinder warten. Nur nebenbei: die Kinder gehen alle selbstständig raus und es gibt auch noch eine zweite Erzieherin.

Sie erklärte weiter: dass das mal nötig war und meinem Kind mal gut getan habe, Grenzen zu erfahren und das auch das gemacht wird, was gesagt wird. Es war also einfach aus Prinzip, damit sie lernt, wer der Stärkere ist, wer hier das sagen hat und das ihre Stimme schon mal gar nicht zählt, erst recht auch körperliche Grenzen nicht zählen und der Überlegene letztendlich immer gewinnt. Also altbackene Erziehung mit unaktuellen und angestaubten Praktiken, die nur ein Ziel verfolgt: das Kinder funktionieren - angepasst, leise und ohne Widerworte. Angeblich unter der Prämisse, dass ein Kind auf die Art lernt sich empathisch und rücksichtsvoll in eine Gemeinschaft einzufügen.

Als ich dann erwähnte, dass ich mir jetzt auch besser erklären könne, dass sie die letzten Tage so viel Druck abgelassen hat nach dem Kindergarten, erklärte mir die Erzieherin, dass es daran nicht liegen könne, das muss an etwas anderem liegen, denn sie hätte nun wunderbar gehört, die Fronten wären geklärt (ja, das waren sie wohl) und mein Herzmädchen hätte nun sofort gehört, wenn sie sie auch nur schief angeschaut hätte (ja, natürlich, aus Angst und dem Wissen, dass es eh nichts bringt!). Diese ganze Erklärung finde ich bis jetzt am schlimmsten an der Geschichte. Nicht das Verhalten der Erzieherinnen ist für mich der Knackpunkt, sondern die Einstellungen zu Kindern und Erziehung dahinter.

Doch mein persönlicher Tiefpunkt als Mutter kam erst noch.

Ich war von dem Gespräch so vernebelt und auch von dem sozialen Druck von allen Seiten, dass ich nach dem Gespräch versuchte, dass mein Kind die Garderobe nicht verließ, sie festhielt und trotz weinen und Gegenwehr nicht wegließ und versuchte sie anzuziehen. Als mein Herzmädchen dann so fertig war, dass sie nur noch weinte und ich sie nicht beruhigen konnte, wusste ich dass ich mich JETZT entscheiden muss! Entweder ich/ wir werden so, wie es der Kindergarten von mir/uns will oder wir kommen NIE wieder.

So wollte ich eigentlich nie sein oder werden und da merke ich immer wieder, wie ich in meiner Erziehung und natürlichen Prägung darauf gepolt bin, der Gruppenmeinung gerecht zu werden und mich anzupassen!

Ich ließ dann in dem Moment alle Erwartungen und allen Druck hinter mir, wir beruhigten uns und wir gingen ohne Jacke und Co vom Kindergartengelände. Wie ich jetzt weiß, ein letztes Mal.

Dann rief ich besagte Freundin an, erzählte und ließ mich wieder auf mein Wertesystem zurücksetzten. Bin ich froh, dass ich so jemanden in dem Moment hatte! Denn schnell war klar, dass wir eine andere Alternative brauchen und kündigen müssen.

Meinem Mann, der zu Hause auf dem Sprung war, sagte ich nur wenige Stichworte und auch er sagte sofort: kündigen. Am Abend hatten wir mehr Zeit und zu meiner Erleichterung war er wirklich voll dabei und sogar noch klarer als ich und sagte, dass wir sie da jetzt gar nicht mehr hinbringen und eben andere Lösungen suchen müssen.

So haben wir es auch gemacht und nun gekündigt. Eine unerwartete und traurige Entwicklung wie ich finde, auch für mein Kind, welches dort Beziehungen geknüpft hatte.

Wie geht es euch mit euren Kindergärten: alle(s) zufrieden, Schwierigkeiten oder von vornherein Selbstbetreuer/ kindergartenfrei?

Eure Anne.

PS:

Ich habe einige Ideen für die Eingewöhnungszeit entwickelt und wollte eigentlich schon längst - wie angekündigt - einen Artikel hier darüber schreiben, aufgrund der Entwicklung mit dem Kindergarten konnte ich dies aber nicht. Sonst schreibe ich einfach drauf los, hier ging das nicht. Vielleicht schaffe ich es nun im Nachhinein noch :)

Sonntag, 18. Dezember 2016

4. Herzensbande ADVENTS-Türchen

Fotografie: pexels




10 Fragen an Nora Imlau


Liebe Nora,

ich danke dir von Herzen für deine Bereitschaft meine Fragen zu beantworten und damit das letzte Türchen meines ADVENTS-Kalenders mit Leben zu füllen. Als Journalistin, Autorin für Familienthemen, Mutter von mittlerweile drei Kindern und begeisterte Vertreterin von bedürfnisorientierter „Erziehung“ freue ich mich sehr auf deine Antworten.

Wir haben inzwischen den 4. Advent und somit sind wir mitten im Hoch der Weihnachtsvorbereitungen. Was ist für dich das Schönste an der Weihnachtszeit?

Die so genannten Adventsstündchen, eine Familientradition, die ich von meiner Mutter übernommen habe und diese von ihrer Mutter. Jeden Nachmittag im Advent setze ich mich mit allen drei Kindern um unseren Tisch, wir zünden den Adventskranz an, singen ein paar Weihnachtslieder, knuspern Plätzchen und trinken Tee oder Kinderpunsch. Je nach Tagesprogramm dauert dieses gemeinsame Innehalten mal nur wenige Minuten, mal tatsächlich eine ganze Stunde – aber es ist immer schön und wertvoll für mich und unsere Kinder.

Und was ist das Schönste für deine Kinder?

Meine Kinder lieben am meisten ihren Adventskalender. Den packt bei uns jedes Jahr die Omi, und er rankt sich in Form von 72 kleinen liebevoll gefüllten Säckchen unser ganzes Treppengeländer hoch. Ich bin total dankbar, dass meine Schwiegermutter sich darum stets so liebevoll kümmert – so kommen meine Kinder in den Genuss eines Kalenders wie im Bilderbuch, und ich habe damit keinen Stress.

Nach den Feiertagen steht bald das nächste fest an: Silvester. Wie feierst du am liebsten – im kleinen oder großen Kreis?

Das kommt immer auf unsere Familiensituation an: Als unsere Töchter klein waren haben wir oft einfach mit einer befreundeten Familie gemeinsam ganz ruhig und eben kleinkindkompatibel gefeiert, mit einem „Baby-Feuerwerk“ mit Knallerbsen und Wunderkerzen schon gegen 18 Uhr. In den vergangenen Jahren haben mein Mann und ich es aber auch genossen, unsere mittlerweile größeren Kinder den Silvesterabend mit ihren Großeltern verbringen zu lassen und selbst mal wieder auf eine richtige Party zu gehen und mit alten Freunden bis tief in die Nacht zu feiern.
In diesem Jahr werden wir aber wieder im kleinen Kreis feiern, bei uns zuhause und mit unseren Nachbarn und deren Kindern – schließlich ist unser jüngstes Baby erst ein halbes Jahr alt ... 

Hast du schon neue Vorhaben, die auf dich im neuen Jahr warten und wenn ja, welche?

Nachdem ich nach der Geburt meines Sohnes zunächst mit dem Schreiben ganz pausiert habe, werde ich im neuen Jahr nach und nach wieder mit dem journalistischen Arbeiten anfangen. Themenideen habe ich viele – nur die Zeit, sie alle umzusetzen, ist gerade Mangelware. Dabei erlebe ich eine gewisse innere Zerrissenheit, die vermutlich viele Mütter kennen: einerseits würde ich gerne mehr Zeit zum Arbeiten haben, andererseits will ich nicht auf die kostbare Zeit mit meinen Kindern verzichten. Also versuche ich irgendwie, beides unter einen Hut zu kriegen, und schreibe vor allem, wenn meine Kinder unterwegs sind und das Baby schläft ...

Über welches Thema/Themenkomplex würdest du gern mal schreiben?

Oh, mir brennen noch so viele Themen auf der Seele. Aktuell steht bei mir etwa das Thema Geschwisterbeziehungen ganz hoch im Kurs, wie Eltern diese so unterstützen und begleiten können, dass die Bedürfnissen und Grenzen aller Kinder gewahrt bleiben. Aber auch das Thema selbstbestimmte Schwangerschaft und Geburt ist für mich gerade wieder sehr präsent. Und irgendwann möchte ich unbedingt noch ein Buch zu dem Thema schreiben, wie sich Feminismus und bedürfnisorientierte Elternschaft unter einen Hut bringen lassen – das ist so eine Art Lebensthema für mich.

Wenn du auf 2016 zurückblickst ist die Geburt eures dritten Kindes Jakob sicherlich eins der größten Ereignisse neben deinen drei Buchveröffentlichungen (Schlaf gut, Baby!, Das Geburtsbuch, Mein kompetentes Baby). Was hat sich verändert seid ihr nun drei Kinder habt?

Die tollste Veränderung waren erstmal die vier Monate gemeinsamer Elternzeit, die mein Mann und ich unmittelbar nach Jakobs Geburt genommen haben. So viel Zeit alle zusammen hatten wir noch nie! Ein ganzer Sommer nur für uns fünf – das war wirklich ein Traum. Der Übergang in einen ganz normalen Familienalltag, in dem auch Schule und Arbeit wieder ihren Platz haben, war dementsprechend für uns alle gar nicht so leicht. Die größte Veränderung, die ich heute spüre, ist das große Altersspektrum meiner Kinder, dem ich als Mutter nun gerecht werden muss: da ist meine älteste Tochter, die schon fast an der Schwelle zur Pubertät steht, meine Mittlere, die mitten in der Zahnlückenpubertät steckt und manchmal ganz schön mit sich und der Welt zu kämpfen hat, und dann mein Baby, das sich gerade erst einfindet auf der Welt und dabei ganz viel Nähe und Geborgenheit braucht. All diese unterschiedlichen Entwicklungsstufen gleichzeitig im Blick zu behalten und dabei jedes Kind in seinen individuellen Bedürfnissen zu sehen und zu begleiten – das ist für mich momentan die größte Herausforderung, aber auch die größte Freude.

Hat sich die Art des bedürfnisorientierten Umgangs in eurer Familie dadurch verändert/ verändern müssen?

An unserem Familien-Grundsatz, dass wir eine gesunde Balance der Bedürfnisse anstreben, hat sich durch die Geburt unseres Babys nichts geändert. Auch als Eltern von drei Kindern bemühen mein Mann und ich uns jeden Tag darum, die Bedürfnisse aller im Blick zu behalten und nach Wegen zu suchen, sie unter einen Hut zu bekommen. Konkret bedeutet das beispielsweise, dass wir momentan fast jeden Abend beide fast zwei Stunden mit Waschen, Zähneputzen, Vorlesen, Singen und Kuscheln beschäftigt sind, bis alle drei Kinder schlafen – denn seit der Geburt ihres Geschwisterchens ist auch für unsere älteren Mädchen Einschlafbegleitung gerade wieder ein großes Bedürfnis, und dem versuchen wir zu entsprechen. Gleichzeitig ist es natürlich so, dass die Bedürfnisse unseres Babys manchmal auch unseren älteren Kindern gewisse Zumutungen abverlangen, die es so vorher nicht gab: ob wir am Wochenende zusammen ins Schwimmbad gehen oder Weihnachtssterne basteln können, hängt immer auch davon ab wie es dem kleinen Bruder gerade geht. Klar sorgt das auch mal für Frust, ich habe jedoch den Eindruck, dass unsere Kinder ganz gut verinnerlicht haben, dass Babys ihre Bedürfnisse weniger zurückstellen können als große Kinder oder Erwachsene. Deshalb sind sie meist sehr verständnisvoll, wenn ich ihnen erkläre, dass wir mit irgendetwas warten müssen bis der Kleine getrunken hat oder schläft: „Klar, der Jakob kann ja noch nicht warten – der ist ja noch ein Baby!“

Zwei kurze Blicke in die Vergangenheit, die dich bis heute prägen:

Was war dein erster Berührungspunkt mit Attachement Parenting?

Dem Begriff begegnete ich zum ersten Mal während meines Studiums in Vancouver, Kanada, als ich mich als kinderlose Babysitterin schlau machte, wie man kleine Kinder eigentlich so ins Bett bringt. Bei diesen Recherchen stieß ich auf zwei ganz gegensätzliche Ansätze: die meisten Erziehungsexperten schrieben, Babys müssten auf jeden Fall alleine schlafen lernen, auch wenn man sie dafür schreien lassen müsse. Doch dann gab es auch noch Autoren, die mir damals schon wie Freiheitskämpfer vorkamen, denn sie warben mit Vehemenz dafür, Babys eben NICHT schreien zu lassen, sondern ihnen auch und gerade beim Thema Schlafen ihr angeborenes Grundbedürfnis nach Nähe und Geborgenheit zu erfüllen. Das waren natürlich die „Attachment Parenting“-Vertreter, und ich fand sie gleich ganz toll – weil sie meinem Herz eine Stimme gaben. Es hatte sich immer falsch angefühlt, die Erziehungsratschläge aus den klassischen Büchern auch nur zu erwägen – nun hatte ich endlich einen Namen für mein Gefühl, dass es auch einen anderen, einen respekt- und liebevollen Umgang mit Babys und Kindern geben muss. Und deshalb fiel schon damals, bevor ich überhaupt nur schwanger war, meine Entscheidung: Wenn ich mal Kinder habe, werde ich eine „Attachment Parenting Mom“. 

Was hast du als „Wichtigstes“ von deinen Eltern bis heute mit ins Erwachsenenleben mitgenommen?

Meine Eltern sind Reformpädagogen, ich habe den tiefen Respekt vor Kindern und ihren individuellen Bedürfnissen und Begabungen also sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen. Diese Grundhaltung hat mich stark geprägt und beeinflusst mich noch heute sowohl als Mutter als auch als Autorin. Besonders dankbar bin ich meinen Eltern außerdem dafür, dass sie mir stets das Gefühl vermittelt haben, dass ich alles sein und alles schaffen kann – ich muss es nur wirklich wollen und bereit sein, mich dafür wirklich ins Zeug zu legen. Deshalb habe ich meinen großen Traum, einmal vom Schreiben zu leben, auch nicht wie viele andere angehende Jung-Autorinnen nach den ersten Misserfolgen begraben, sondern fest daran geglaubt, dass das schon noch was wird mit mir und dem Schreiben, wenn ich mein Ziel nicht aus den Augen verliere und hart dafür arbeite.


Zum Abschluss noch eine praktische Frage: Was ist deine schlagfertigste Antwort auf „Das muss er/ sie jetzt lernen.“?

„Mit zwei musss man gar nichts!“

Beliebiges Alter einsetzen und im Brustton der Überzeugung vorbringen.

Wirkt fast immer.

  
Ich danke dir für deine Zeit und die interessanten Antworten und wünsche dir wunderschöne, besinnliche Weihnachten mit deiner Familie J

Alle Liebe, Anne von Herzenbande.


Sonntag, 11. Dezember 2016

3. Herzensbande ADVENTS-Türchen

Fotografie: pexels





Wir verlosen einen wunderbaren Kuschel-JELINO von der kreativen Jenny von JELANI! Ein Weihnachtgeschenk für kleine und große Kinder. 

Gewinnen könnt ihr einen JELINO in der Größe L in der Farbe eurer Wahl und ihr bekommt ihn noch pünktlich vor Weihnachten zum Verschenken!




JELINO by JELANI
Jelino ist ein Spiel-Spaß-Kuschelkissen für Kinder jeden Alters.
Ihn gibt es in vielen tollen Farben und in drei verschiedenen Größen.

JELINO GEHT AUF REISEN!
Es haben schon viele Kinder einen Jelino erhalten und freuen sich immer wieder mit ihm zu spielen, ihm die Welt zu zeigen, oder ihn einfach nur zu knuddeln.
Jelino kann wegen seiner Bändel auch bequem im Auto, am Kinderwagen, oder an einem Stuhl als Sitzkissen befestigt werden, damit es die Kleinen überall bequem haben.
Er ist mehr, als nur ein Kuscheltier, er ist ein Freund!

DER STOFF UND DIE FARBEN!
Das Material von Jelino ist der Hightech-Stoff Softshell. Dieser wird oft für Outdoor- und Kindersachen verwendet. Er ist außen Wasser- und Schmutzresistent und auf der Innenseite herrlich kuschelig und weich.
Dies macht diesen Stoff für die Verwendung für ein allround Spiel–Spaß—Kuschel –Kissen ideal. Jelino ist bei max. 40 ° Grad waschbar und formbeständig.
Egal wie sehr man ihn knuddelt, er findet immer wieder seine Form. Dies bewirkt die Mischung aus der Polyesterfüllung und dem Softshell Stoff. Jelino kann in fast jeder Farbe hergestellt werden.

Mitmachen könnt ihr so:

Einfach einen Kommentar oder einen Freund, dem das noch gefällen könnte, unter diesem Post hier oder dem Post bei Facebook hinterlassen.

Die Verlosung endet am Dienstag, den 13.12.2016, um 23:59 Uhr. Es gelten unsere Teilnahmebedingungen.


Wir wünschen euch einen schönen 3. Advent mit euren Familien und viel Erfolg beim Mitmachen,

eure Jenny & eure Anne.


PS: Teilen und Liken ausdrücklich erwünscht ;)

PPS: Weitere Infos zu JELINO findet ihr hier: http://www.jelani.de/


Samstag, 3. Dezember 2016

2 . Herzensbande ADVENTS-Türchen

Fotografie: pexels















#weilküssenfetzt Wie pflegst du deine Lippen? Eine VERLOSUNG oder ein Geschenk nicht nur für die Mütter unter euch!

Miss lipfein spendiert für unser 2. Herzensbande ADVENTS-Türchen ein Lippenpflege-Set für beanspruchte Winterlippen. lipfein ist die Ein-Frau-Werkstatt aus Dresden und produziert komplett natürlich, vegan und handgemacht.

Gewinnen könnt ihr ein Lippenpflege-Set:

Mit dem leckeren Schoko Peeling entfernst du überschüssige Hautschüppchen sanft und pflegst die Lippen gleichzeitig durch die im Peeling enthaltenen kaltgepressten Öle. Der Calendula Balsam bringt dich durch die kalte Jahreszeit - er versorgt die Lippen optimal mit Feuchtigkeit. Zusätzlich heilt das Ringelblumenextrakt wunde und rissige Stelle.

Mitmachen könnt ihr so:

Einfach einen Kommentar mit dem Thema "Wie pflegst du deine Lippen?" unter diesem Post hier oder dem Post bei Facebook hinterlassen.

Die Verlosung endet am Dienstag, den 6.12.2016, um 23:59 Uhr. Es gelten unsere Teilnahmebedingungen.


Wir wünschen euch einen schönen 2. Advent mit euren Familien und viel Erfolg beim Mitmachen,

eure Marie & eure Anne.


PS: Teilen und Liken ausdrücklich erwünscht ;)

PPS: Weitere Infos zu lipfein findet ihr hier: www.lipfein.de


Sonntag, 27. November 2016

1. Herzensbande ADVENTS-Türchen

Fotografie: pexels


Für alle, die noch auf der Suche nach dem passenden Geschenk sind, soll diese kleine Linksammlung helfen. 

Zuerst habe ich euch Geschenkelinks nach Alter sortiert, im Anschluss noch Bücher und Hörbücher für verschiedene Altersgruppen und noch ein paar Links zu anderen Ideen neben den klassischen „Kaufgeschenken“ zusammengestellt. Diese Links sind von anderen Bloggern, die ich selbst gerne lese und ihre Zusammenstellungen sehr schätze.


Viel Freude damit und einen schönen ersten Advent für euch!

Eure Anne


Geburt und Babyzeit


Geschenke für Kinder ab 1 Jahr



Geschenke für Kinder ab 2 Jahre


  
Geschenke für Kinder ab 3 Jahre


Geschenke für Kinder ab 4 Jahre



Bücher und Hörbücher



Für die Kreativen unter euch und diejenigen, die fern vom klassischen Konsum einfach ein paar schöne Anregungen für Kinder suchen



Donnerstag, 24. November 2016

Gewalt in der Geburtshilfe fängt schon bei Worten an - Beitrag zur Blogparade #rosrev

Fotografie: pexels


Warum ist Gewalt und übergriffiges Verhalten in unserer Gesellschaft so akzeptiert? Wieso ist es für Ärzte, Hebammen und anderes medizinisches Personal teilweise selbstverständlich über Schwangere, also werdende Mütter, zu bestimmen, zu urteilen und nicht in ins Gespräch zu gehen? Müssten Mütter nicht am besten im Gefühl haben, was für sie und das Kind gut ist? Darf die Wissenshoheit der Ärzte dazu führen, dass Mütter sich nicht trauen „Nein“ zusagen oder gar nicht gefragt werden?

All diese Fragen gingen mir in der letzten Woche durch den Kopf als ich über Nora Imlaus Blogparade "Each Woman is a Rose - Warum unsere Geburten so wichtig sind" anlässlich des Roses Revolution Day am 25. November (ein internationaler Gedenktag gegen Gewalt in der Geburtshilfe an dem Frauen zur Erinnerung rosa Rosen vor Kreißsälen etc. ablegen, um auf dieses Thema aufmerksam zu machen) nachgedacht habe.

Die Geburt meines Herzmädchens ist nun schon über 2 Jahre und 4 Monate her und ich denke noch sehr oft an diesen beispiellosen, wunderbaren und herausfordernden Tag. Ich hatte eine schnelle durch einen Wehenbelastungstest ausgelöste Geburt, nach welcher ich innerhalb von 4,5 h mein kleines Wunder in den Armen halten durfte. Ich war so überwältigt, glücklich und auch etwas unsicher was meine Aufgabe in diesen ersten Momenten als Mutter ist – also hielt ich sie nur und sagte „Hallo“. Dieser Moment, der schnelle Verlauf der Geburt und das sehr liebevolles Personal überstrahlten an dem Tag alles.

Dennoch sind auch meine Erfahrungen nicht gewaltfrei.

Vor dem Herzmädchen war ich bereits schon einmal schwanger gewesen. Eine Woche vor der Fehlgeburt begannen bei mir leichte Blutungen, von welchen ich mich nicht nervös machen zu lassen versuchte. Es war die längste und schlimmste Woche meines Lebens. Jeden Tag wurde es schlimmer und ich konnte nichts tun und nur abwarten. Zudem hatten wir noch niemanden etwas gesagt, weil man das „ja erst nach der 12. Woche macht“. Das war ein großer Fehler, denn dadurch war ich viel mit meiner Sorge allein. Alle 2 Tage hatte ich bei meiner Frauenärztin oder im Krankenhaus eine Kontrolluntersuchung, welche mir Sicherheit gaben. Mein Mann war immer dabei und unterstützte mich. Alle waren sehr freundlich und halfen uns, fanden nette Worte und immer wieder machte sich große Erleichterung breit, wenn wir das kleine Herzchen schlagen sahen.

Am letzten Abend war es aber so schlimm, dass ich im Krankenhaus bleiben musste. Ich sollte einen Tag ruhen und dann zur Untersuchung - in der Hoffnung, dass sich alles wieder beruhigt hatte. Auch dieser Tag, dieser Termin kam endlich – inzwischen hatten wir zum Glück Freunde und Familie eingeweiht. Da ich im Krankenhaus war, war ich allein bei diesem Termin. Das war der schlimmste von allen.

Nicht nur weil mir da gesagt wurde, dass mein Mini-Kind nicht mehr lebt, sondern weil die Ärztin mir diese Nachricht in einem Satz mit den Fragen „Hatten Sie denn einen großen Kinderwunsch? Haben Sie es denn schon lange probiert?“ übermittelte.

Ich war völlig perplex, fassungslos, fühlte mich herabgewürdigt, nicht ernst genommen, ich wusste nicht was ich sagen sollte. Bei mir kam an, dass es ja nicht so schlimm sein konnte mein Baby zu verlieren, weil ich rasch schwanger geworden sei und mein Kinderwunsch anscheinend auch nicht groß genug gewesen sei, um meinen Verlust anzuerkennen. Das saß tief und ich zittere gleich wieder während ich das hier schreibe nach fast 3,5 Jahren! Danach konnte ich ihr kaum etwas entgegensetzen und ließ sie die nächsten Schritte vorbereiten. Dass auch das Gewalt in der Geburtshilfe war, wurde mir erst so richtig klar als ich jetzt über diesen Gedenktag und das Thema Gewalt in der Geburtshilfe nachdachte.

Es geht eben genauso um psychische Gewalt, um Worte die verletzen und auch um scheinbare Machtgefälle zwischen Arzt und Patient.

Nicht nur körperliche Übergriffe können uns Frauen in der Geburtshilfe verletzen! Diese verletzenden Worte der Ärztin, ihr Umgang mit mir und ihr fehlendes Mitgefühl sitzen bis heute tief und ich habe es ehrlich gesagt nur selten geschafft mit jemanden darüber zu reden. Aus diesem Grund bin ich selbst gerade überrascht, dass ich hier so offen darüber schreiben kann. Ich habe die Hoffnung, dass all diese Texte und dieser Tag etwas bewegen und zu mehr Sensibilität in so einem intimen Bereich führen.

Das Herzmädchen habe ich übrigens im gleichen Krankenhaus nur auf der anderen Seite des Flurs bekommen. Es ist aus meiner Sicht hier in Dresden das bedürfnis- und stillorientierteste Krankenhaus. Trotzdem habe ich die ganze Schwangerschaft inständig gehofft, dass ich diese Ärztin, übrigens Oberärztin, zu meiner Geburt nicht wiedersehen muss. Und da darf ich Gott echt danken, das war sie nicht! Trotzdem bin ich ihrer Übergriffigkeit leider nicht ganz entkommen.
Ich hatte am errechneten Geburtstermin ein Kontroll-CTG im Krankenhaus, welches schlechte Werte hatte.  Ich wusste, dass diese Werte nur so schlecht waren, weil meine Mutter plötzlich im Untersuchungszimmer auftauchte und einen Streit mit mir vom Zaun brach. Daraufhin wies mich die Ärztin in der anschließenden Auswertung gleich ins Krankenhaus ein und ich musste stundenlange CTGs (welche in Ordnung waren) ertragen und wurde am nächsten Tag dem Wehenbelastungstest, der den Blasensprung und somit die Geburt auslöste, unterzogen.

Obwohl ich mehrfach versuchte das Prozedere zu hinterfragen und hoffte, dass wir doch noch warten können bis das Herzmädchen von selbst hinaus wollte, wurde mir immer nur erklärt, dass das aus dem und dem medizinischen Grund nicht ginge. Ich bin schon ein selbstbewusster Mensch und ich kann Sachen auch gegenüber Ärzten ansprechen und hinterfragen. Aber ich bin kein Arzt und an diesem Punkt fällt es mir schwer meinen Standpunkt zu vertreten. Ich hatte an diesen Tagen oft das Gefühl, dass es den Ärzten vorwiegend um die Vermeidung möglicher Risiken (aber ich war ja schon im Krankenhaus...) und ihre Absicherung ging und mir Informationen fehlten. Das konnte ich natürlich nicht „nachweisen“ oder wissen, aber ich fühlte mich alternativlos in meiner „Wahl“ der Empfehlung der Ärzte zu folgen oder ein mir unbekanntes Risiko einzugehen.

An dieser Stelle würde ich mir von Ärzten in der Geburtshilfe (aber auch insgesamt) mehr Offenheit, mehr Bereitschaft zu Erklärung und somit eine Routine der umfassenden Erklärungen in alltäglicher Sprache wünschen. Denn erst dann habe ich als Mutter eines ungeborenen Kindes, die Möglichkeit mein gesundes (Körper-)Empfinden, meine Einschätzung und Sorge mit den medizinischen Fakten abzuwägen und aus der Rolle der scheinbar unmündigen Patientin herauszutreten.

Welche Erfahrungen habt ihr in der Geburtshilfe gemacht? Habt ihr bestimmtes Verhalten als Gewalt empfunden?

Auf unserem Blog können gern Gastartikel veröffentlicht werden - ihr seid herzlich eingeladen!


Eure Anne


PS: Wenn euch mein Artikel gefallen hat, dann freue ich mich über Teilen und Liken :)


Donnerstag, 17. November 2016

Wieviel „Erziehung“ braucht mein Kind?

Fotografie: pexels



 In meinen Blogartikeln schreibe ich vom bedürfnis- und beziehungsorientierten Umgang mit Kindern bzw. der ganzen Familie. Doch was bedeutet das? Wieso vertrete ich diese Form des Zusammenlebens und heißt das, das „Erziehen“ nicht nötig ist? Die letzte Frage möchte ich gern mit `Ja` beantworten, auch wenn ich selbst noch lerne und im Alltag gern mal in alte Erziehungsmuster zurückfalle.

Geschichtlich gesehen war „Erziehung“ schon eine Errungenschaft für sich: nämlich die Erkenntnis, dass Kinder nicht einfach kleine Erwachsene sind, sondern besonderer Pflege und Zuwendung bedürfen. Aus diesem Gedanken heraus hat sich der Umgang mit Kindern von einem eher zu Vernachlässigung neigendem Verhalten hin zu verschiedenen Überlegungen, wie man Kinder zu guten Erwachsenen formen kann, entwickelt. Verschiedene Theorien kamen auf, beispielsweise auch die „tabula rasa“. Hier nahm man an, das Kind sei ein unbeschriebenes Blatt, welches man nach seinen Vorstellungen formen kann. Doch man stellte fest, dass dies nicht möglich war; die Kinder entwickelten sich trotz gleicher Vorgehensweise dennoch unterschiedlich. Natürlich! Heute weiß man, dass Gene, Temperament und viele äußere Einflüsse nicht steuerbar sind.

Zudem wurden im Laufe der Geschichte verschiedene Arten der Züchtigung (häufig in Form von Gewalt) angewendet. Zum Glück ist das heute gesetzlich verboten und die wissenschaftliche Erkenntnis da, das Gewalt – egal ob psychisch oder psychisch- schädlich ist. Mit dieser zunehmenden Erkenntnis versuchten nun viele Pädagogen mit anderen Methoden wie Strafen („Dann bekommst du kein Abendbrot.“ „Dann musst du eben nachsitzen.“) oder positiver Verstärkung (Lob: „Das hast du gut gemacht.“ oder Geschenke für Erreichtes) ihre Ziele zu erreichen. Trotzdem bleiben es die Ziele der Erwachsenen und damit wird immer nur die extrinsische Motivation („Ich mache das, damit ich gelobt werde oder damit ich keine Strafe bekomme“) angekurbelt.

Die innere Entwicklung des Kindes, die intrinsische (innere) Motivation sich zu entwickeln und zu lernen bleibt da außen vor. Erst mit der Reformpädagogik (Vertreter wie Maria Montessori, Janusz Korczak,  Célestin Freinet usw.) eröffnete sich eine neue Sichtweise auf Kinder. Ein neues Denken begann. Auch Forschungen zu Bindung und Bindungstypen gaben Anstoß sich über einen anderen Umgang mit Säuglingen und Kindern Gedanken zu machen und viele Weiterentwicklungen und Erkenntnisse im pädagogischen Bereich folgten. Auch Entwicklungspsychologenen wie Erikson, Piaget und Kohlberg machten deutlich: Kinder bringen alles mit. Sie wollen sich entwickeln. Nach einer geschafften Entwicklungsstufe folgt die nächste. Das Umdenken in Bezug auf Kinder ging weiter und Sozialwissenschaftler wie Alice Miller, Ekkehard von Braunmühl, Jean Liedloff beschäftigten sich mit dem Aufwachsen von Kindern ohne herkömmliche Erziehung.

Der afrikanische Spruch: „Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht“ fasst die Erkenntnisse für mich ganz gut zusammen. Wenn die Bezugspersonen es zulassen (können) und eine geeignete kindgerechte Umgebung schaffen, dann entwickeln sich Kinder umfassend und zeigen eine ganz eigene Motivation zu lernen und die Welt verstehen zu wollen. Es braucht keiner Verschiebung auf äußere Anreize wie Lob oder Geschenke. Dafür braucht es aber ein Loslassen (der eigenen Ziele für das Kind) und Vertrauen (in die kindliche Entwicklung). Das heißt wiederum, dass wir Erwachsenen nicht an unseren Kindern arbeiten müssen, sondern an uns selbst: Welche Ziele haben wir für unsere Kinder? Welchen Zeitplan? Welche unbewussten Wünsche oder auch Präsentierwünsche gegenüber der Umwelt (Ich bin eine tolle Mutter, wenn mein Kind x kann. – Nein, auch sonst! J )?  

Was heißt das jetzt konkret? Ich bin über viele Stationen und Entwicklungen dahin gekommen, wo ich heute meine pädagogischen Überzeugungen sehe. Zusammenfassend ist es letztlich ein Leitsatz geworden, der mich im Alltag begleitet: Jede Familie kennt sich und ihre Kinder am besten und sollte gemeinsam Wege finden, wie - ohne Gewalt und Machtkämpfe - ein liebevolles Zuhause und ein wertschätzender Umgang gestaltet werden kann, egal was die „Umwelt“ darüber denkt. Den letzten Teil finde ich am schwersten: das heißt nämlich andere Meinungen ausblenden zu können und ebenfalls nicht über andere zu urteilen! Leider sind wir psychologisch und gesellschaftlich sehr darauf gepolt, da habe ich auch noch ein gutes Stück Arbeit vor mir.

Auf meinem Weg seit der Studienzeit haben mich viele Bücher, Blogs und Menschen begleitet. Als werdende Mama ermunterte mich als erstes das Buch „Hebammensprechstunde“ von Ingeborg Stadelmann dazu auf mich und mein Kind zu hören. Tragen mit Tragetuch war für mich schon lange klar, aber auch dies eröffnete mir den weiteren Weg zu einem bedürfnisorientiertem Umgang mit meinem Herzmädchen (Stillen, Tragen, Familienbetten nach Bedarf und ohne Angst zu Verwöhnen) und anschließend zu vielen anderen Themen wie Baby led Weaning, ständiges Loben weglassen, Entwicklungsziele als Leitfaden betrachten, Ja-Umgebung schaffen, kreative Lösungen finden und Meckern sein lassen. Schritt für Schritt wuchs ich in diesen Umgang hinein und vertraute meinem Herzmädchen voll und ganz. Mit ihrer zunehmenden Autonomie und eigenen Meinung ist es nicht unbedingt leichter geworden. Hier liegen öfter Stolpersteine, so dass ich doch anfange zu meckern, zu erziehen und meine Ziele durchzusetzen, aber meist meldet sich mein Verstand doch recht schnell zurück und ich schaue nach neuen Wegen.

Also Ja, wir brauchen „Erziehung“ (deswegen auch immer in Klammern bei mir) im klassischen Sinne nicht. Ich sage im klassischen Sinne, da man inzwischen den Begriff der „beziehungsorientierten Erziehung“ öfter liest und es meist den oben beschriebenen Weg meint. Vertreter wie Jesper Juul, Katharina Saalfrank, Alfie Kohn fordern bedingungslose Liebe und Vertrauen mit Blick auf entwicklungspsychologische Bedürfnisse von Kindern. Es ist nicht nötig festgeschriebenen Regeln und Vorgaben nachzujagen. Viel sinnvoller ist es gemeinsam als Familie zu schauen, was wichtig ist, welche Bedürfnisse gerade vorne anstehen und wie man auf Augenhöhe (also ohne das Machtgefälle Erwachsener-Kind) vertrauensvolle Wege gehen kann.

Denn eines ist sicher: Strafen, Manipulation und Gewalt führen zu einem Abbruch der Beziehung. Kinder werden eher versuchen ihre eigenen Ziele auf anderem Weg (wenn nötig mittels Geheimnissen und Lügen oder innerer Abspaltung) zu erfüllen. Sie werden nicht versuchen ihre Wünsche mit uns zu teilen und zu erfüllen; sie beginnen uns als Eltern zu misstrauen und Angst zu haben, wir könnten verbieten oder strafen. Wissen sie aber, dass sie alles mit uns besprechen können und dann ein gemeinsamer Weg gefunden wird, werden sie sich vertrauensvoll an uns wenden. Egal was ist, weil sie nicht die Konsequenz fürchten müssen.

Dieses Vertrauen in unsere Beziehungen ist unsere größte Anlage, denn Kinder brauchen uns, sie lieben uns und wollen kooperieren. Ohne dass wir es verdeutlichen müssen, wissen sie, dass sie von uns abhängig sind. Dafür braucht es keine harten Worte, Konsequenz a la „damit sie uns nicht auf der Nase herum tanzen“ oder Drohungen („Dann gehe ich eben allein nach Hause.“). Das schadet der Beziehung zu unserem Kind und ihrem kindlichen Streben nach Kooperation.

Zudem habe ich unser größtes „Ass im Ärmel“ noch gar nicht genannt: das Vorleben. Kinder lernen durch Beobachtung und Nachahmung am einfachsten und effektivsten von uns. Wir können viel über Höflichkeit erzählen, wenn wir sie selbst nicht leben, ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass unser Kind freundlich mit seinen Mitmenschen umgeht. Nehmen wir unser Kind ernst und akzeptieren seine Grenzen, wird es auch uns ernst nehmen und unsere Grenzen akzeptieren.

Schon Friedrich Fröbel hat die zwei grundlegenden Pfeiler im Zusammenleben mit Kindern treffend beschrieben: "Erziehung ist Vorbild und Liebe, sonst nichts" und damit hat er, wie ich finde, sehr recht.


Eure Anne


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PS1: Wenn ihr auf der Suche nach neuen Wegen im Familienleben seid und Unterstützung braucht - schreibt mich gerne an und ich berate euch!    

                                                                                                                                        
Quellenverzeichnis

Karin und Klaus Grossmann: Bindungen – das Gefüge psychischer Sicherheit
> siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Bindungstheorie

Herbert Gudjons: Pädagogisches Grundwissen

Jesper Juul: verschiedene Bücher, Kolumne bei standart.at

Alfie Kohn: Liebe und Eigenständigkeit

Remo H. Largo: Babyjahre

Jean Liedloff: Auf der Suche nach dem verlorenen Glück: Gegen die Zerstörung unserer Glücksfähigkeit in der frühen Kindheit

Katharina Saalfrank: Was unsere Kinder brauchen: 7 Werte für eine gelingende Eltern-Kind-Beziehung

Ingeborg Stadelmann: Die Hebammensprechstunde

Martin R. Textor: Die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen als Herausforderung an Familie und Schule (http://www.kindergartenpaedagogik.de/25.html)

Mehr zu diesem Thema erfährst du mit der Suche nach Stichworten wie unerzogen, bedürfnisorientiert, bindungsorientiert, beziehungsorientiert, Attachement Parenting, Bindungsorientierte Elternschaft


Donnerstag, 3. November 2016

Warum mir Gespräche mit Freunden als Mama am meisten fehlen

Fotografie: Kevin Culala/ pexels


Ich bin ein sehr soziales Wesen. Andere treffen sich zum Sport, zum Spieleabend, gehen mit Freunden ins Kino oder zum Fußballspiel - ich brauche vor allem Austausch. Keine Frage: Ihr findet mich auch in Kino und Co, aber was ich wirklich brauche sind Gespräche, die tiefer gehen als netter Small Talk, Gespräche über Weltgeschehen, über ethische Fragen, über neue Impulse, über das eigene Leben und das meiner Liebsten. Sowohl privat als auch beruflich sind tiefgehende Gespräche und wirklicher Meinungsaustausch mein Lebenselixier. Daher habe ich wenige, dafür aber enge Freunde, die mich gut verstehen und deren Lebensgeschichte ich kenne. Im Prinzip sind meine engsten Freunde wie meine Familie. So weit, so gut. Wo liegt jetzt das Problem?

Ohne Kinder haben wir uns einfach zum Mädelsabend verabredet oder sind in der Runde abends was essen gegangen. Andere Freizeitbeschäftigungen haben wir gerne mitgemacht und viel erlebt in all den Jahren, doch in stressigen Zeiten war das gemeinsame Reden und am Leben des anderen teilhaben am wichtigsten.

Als ich frisch gebackene Mama war, haben sich zunächst nur ein paar Sachen verändert. So sind wir eben mit Baby im Tragetuch spazieren gegangen, haben uns bei mir auf die Couch gesetzt oder Freunde eingeladen statt auszugehen. Doch auch das war nicht immer einfach: es war laut, das Herzmädchen weinte oder ich war irgendwie die ganze Zeit am Stillen und müde und wenig aufnahmefähig für das Leben der anderen. Ja, das war am ungewohntesten für mich: ich bekam nur noch zu Teilen mit, was bei den anderen gerade anstand, ich vergaß es auch teilweise oder war einfach nicht im Raum während des Gesprächs, weil ich beispielsweise beim Wickeln war.

Auf der anderen Seite habe ich im ersten Jahr in Gruppen auch einige neue Kontakte geknüpft – mit anderen Neu-Mamas. Die gemeinsamen Themen wie Babyzeit, Kinder, Muttersein schweißten automatisch zusammen und es tat gut sich darüber auszutauschen. So wurde meine Welt erst mal größer und bunter, voller an lieben Menschen. Am Tage die Mamas, nachmittags oder abends die „alten“ Freunde (arbeitend, meist ohne Kinder).

Ich merkte: hier verändert sich etwas! Und habe versucht, das Beste daraus zu machen. Je nach Alter des Herzmädchens habe ich meine Treffen unterschiedlich gestaltet. Im Babyalter ging schwatzen auf der Krabbeldecke ziemlich gut, später auf dem Spielplatz wurde es schon schwieriger. Nicht jeder findet es erstrebenswert neben mir herzulaufen während ich schaukele, tröste, beim Rutschen helfe oder Sandförmchen umkippe. Mit anderen Mamas geht das meist besser, aber meine Freundinnen haben da oft keine Zeit und abends kann ich durch die Einschlafbegleitung meist frühestens um 21 Uhr irgendwo sein oder Besuch empfangen. Zudem endet das meist darin, dass die anderen aufgrund ihres Jobs nach 1 oder 1,5 Stunden wieder losmüssen. Da ist man doch eigentlich gerade erst so richtig warm gelaufen und auf der anderen Seite bin ich eigentlich auch schon wieder reif fürs Bett.

Bei mir kam es dann so, dass meine engsten Freundinnen zudem noch wegzogen oder gar auswanderten. Nun führe ich drei Telefonfreundschaften, wie ich es gern nenne. Es tut gut zu wissen, dass ich alle jederzeit anrufen kann und das wir auch immer Zeit zum Schwatzen finden oder eben auch nach wochenlanger Pause anknüpfen können. Trotzdem vermisse ich es jemanden neben mir sitzen zu haben und tiefgehende stundenlange Gespräche zu führen.

Seit ich Mama bin, finde ich es auch schwieriger neue Freunde zu finden. Jetzt werden einige denken: Nein, es ist viel leichter. Ja, es ist leichter Kontakte zu knüpfen und auch über die Kinder ins Gespräch zu kommen. Aber ich finde es zum einen schwerer, weil dann nach dem Thema Kind oft nicht mehr viel gemeinsames kommt und es als Mama mit beziehungsorientiertem Weg schon bei diesem Thema schnell schwierig wird. Und wenn ich dann mal jemanden treffe, der echt „passen“ würde (klingt jetzt ein bisschen wie bei Partnervermittlungen, aber ich denke, ihr wisst, wie ich das meine), dann geht das Kennenlernen gefühlt um 2/3 langsamer als früher. Denn zwischendurch sind beide Mamas dabei auf ihre Kinder zu achten, mit ihnen zu reden, zu spielen, essen zu besorgen, zu trösten, zu vermitteln … und schwubs ist es 2-3 Stunden später und Zeit sich zu verabschieden. An dem Punkt habe ich dann gefühlt immer noch 10 Themen, die ich gern mit der anderen Mama bereden oder sie fragen oder gern erfahren würde.

Das macht mich etwas traurig. Ich vermisse diese Tiefe der Beziehung und die Tiefe des Austauschs im Alltag. Ich liebe es Mama zu sein, mein Herzmädchen, die Zeit mit ihr und ich würde nichts anders machen wollen. Aber das Elternsein verlangt doch ein paar Abstriche und für mich ist das der schwerste. Nicht das fehlende Ausschlafen, der doch oft fremdbestimmte Tagesablauf, das mehr an Hausarbeit oder die anstrengenden nervenaufreibenden Momente – letztlich mache ich all das gern und mit Liebe, auch wenn es natürlich mal mürrische Tage gibt.

Der Austausch, das Kennenlernen und die Freundschaft mit anderen beziehungsorientierten Müttern finde ich sehr bereichernd, da fühle ich mich inspiriert und wertgeschätzt. Aber aus genau dieser Beziehungsorientierung heraus, also das wir alle auf die Bedürfnisse unserer Kinder achten, entsteht leider eine gewisse Zeitnot für Gespräche. Ich hoffe auf viele Momente wenn unsere Kinder groß sind ;-)

Jetzt werden vielleicht einige denken: der Papa kann doch auch mal das Kind nehmen! Ja natürlich und das macht mein Mann auch gern. Dennoch arbeitet er auch und unterstützt mich während meiner Fortbildungen und beim Selbstständig-werden. Das heißt im Umkehrschluss, dass auch er freie Zeiten braucht und für mich in erster Linie, dass mein Herzmädchen dann Zeit mit Mama braucht und die gebe ich ihr von Herzen gern.

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber es gibt etwas, was für mich eine große Hilfe und Bereicherung im beziehungsorientierten Alltag darstellt: mein Smartphone. Das klingt selbst für mich gerade echt verrückt, dass ich das sage, aber es ist so. Mittels Instant-Messenger und soziale Netzwerken kann ich, auch wenn ich nicht immer präsent bin, ein wenig am Leben der anderen teilhaben. Der Alltag mit Kindern birgt so viele Herausforderungen und Momente in denen ich mich nach Unterstützung sehne. Ein kurzer Chat mit einer befreundeten Mama, die möglicherweise einfach nur mitteilt, dass sie das kennt, hilft mir dann schnell, mich wieder verbunden, nicht allein und unfähig zu fühlen. Natürlich ist mir die Gefahr des Handys bewusst. Es ist alles andere als hilfreich fürs Familienleben wenn Mama nur am Telefon hängt oder nur noch in der virtuellen Welt lebt – so meine ich das ja nicht.

Es ist für mich einfach eine große soziale Erleichterung, um meinem Bedürfnis nach Austausch gerecht zu werden. Ich kann für mein Kind da sein und trotzdem am Leben in meinem Freundeskreis teilnehmen, mich mit anderen Eltern austauschen oder meiner besten Freundin ein Foto vom heutigen Tag schicken und sie mir eine kurze Sprachnachricht zurück, wenn wir beide voll eingespannt sind. Damit erreiche ich natürlich nicht, die Tiefe. die ich mir gerne wünschen würde, aber ich fühle mich zumindest nicht so abgeschnitten von der „Welt da draußen“ und ich kann in einigen Situationen als Mama viel geduldiger sein. Beim Einschlafstillen kann ich entspannt liegen und was lesen oder auf dem Heimweg, wenn das Herzmädchen mitten auf dem Heimweg oder im Treppenhaus ein Spiel beginnt, meiner Ungeduld widerstehen. Ich habe die Möglichkeit kurz zu arbeiten, etwas abzusprechen, nachzulesen, zu organisieren oder eben mit Freunden in Kontakt zu bleiben.

Wie geht es euch als Eltern mit euren Freundschaften? Hat sich etwas verändert oder vermisst ihr etwas ganz anderes seitdem eure Kleinen euer Leben bereichern? Ich freue mich auf eure Antworten!

Eure Anne


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Donnerstag, 27. Oktober 2016

3 Schritte, die mir in stressigen Momenten helfen bedürfnis- und beziehungsorientiert zu handeln

Fotografie: Fotolia




Ich finde es unheimlich spannend, wie alles miteinander verbunden ist und letztlich eine Artikelreihe entstanden ist: Selbstreflexion als Voraussetzung für beziehungsorientierten Umgang, Glaube als Unterstützer im beziehungsorientierten Alltag und nun soll es um Strategien gehen. Strategien, die uns als Eltern helfen in besonders emotionalen, aufreibenden, herausfordernden Momenten mit unseren Kindern gut zu handeln und einen „kühlen Kopf“ zu bewahren. Strategien, die ich ausprobiert habe und die mir helfen die Bedürfnisse meines Kindes hinter seinem Verhalten wahrzunehmen und auf Beziehungsebene darauf einzugehen.

Leserin Marie brachte mich mit ihrem Kommentar unter dem Artikel zur Selbstreflexion darauf das Thema auszuweiten. Sie schrieb: „Interessant (und auch oft der schwierigste Part) ist auch die Frage nach einer passenden Strategie in den Momenten, wo es brennt. Also wie komme ich überhaupt dahin einfühlsam auf mein Kind reagieren zu können? Was mir hilft: Durchatmen. Zur Not den Raum verlassen. Und wenn es nicht so gelaufen ist wie gewünscht: im Nachhinein reflektieren.“

Da gebe ich ihr völlig recht: es ist der schwierigste Part und diese Strategien bewusst zu sammeln, fand ich sehr spannend und eine gute Ergänzung zu den vorangegangenen Artikeln. Ich habe gemerkt, dass ich in 3 Schritten reagiere: Zurücktreten – Sortieren – Lösung finden. Und diese Schritte möchte ich euch nun vorstellen.

Schritt 1: Zurücktreten

Zurücktreten heißt für mich, innerlich und äußerlich - geistig und körperlich - einen Schritt aus der Situation herauszutreten um einen Moment der Besinnung zu erreichen. Denn nur dann habe ich die Möglichkeit Schritt 2 zu erreichen. Praktisch bedeutet das, dass ich versuche kurz zu „entspannen“ und mir Zeit zu geben. Ich persönlich nutze dafür gern Durchatmen/ Luftanhalten oder einen kurzen Moment mit Gott. Die Möglichkeiten sind endlos und es ist nur wichtig, dass ihr persönlich damit etwas anfangen könnt, einen Bezug dazu habt und es vor allem SCHNELL abrufen könnt. Daher ist Durchatmen und Luftanhalten für mich meist das erste; den automatischen Reflex der Atmung zu durchbrechen, hilft mir beim Innehalten sehr wirkungsvoll. Das darf auch ruhig 3-10 Sekunden dauern. Hier noch ein paar andere Beispiele: Durchatmen, Durchschnaufen, Zählen, Buchstabieren, zur Seite oder nach oben schauen, sich selbst einen bestimmten Satz oder ein Keyword (z.B. Ruhe) sagen, kurz die Hände falten, Augen schließen.

Schritt 2: Sortieren

Mit Sortieren meine ich, dass man durch das Zurücktreten nun die Möglichkeit hat den ersten Handlungsimpuls (meckern, Nein sagen, genervt sein etc.) loszulassen und sich zu fragen: Was ist jetzt wichtig? Was ist MIR jetzt wirklich wichtig? Handle ich aufgrund von gesellschaftlichen Konventionen und weil andere etwas von mir als Mutter erwarten? Handle ich aus Zeitnot? Was braucht mein Kind gerade? Was will es durch dieses Verhalten ausdrücken?

Zusätzlich hilft mir ein Perspektivwechsel sehr gut. Ich sage dann zu mir, dass ich auch mal ein Kind war, mit genau diesen Bedürfnissen, Nöten und diesem „nervigen“ Verhalten. Dann frage ich mich, was ich mir von meinen Bezugspersonen wünschen würde (häufigste Antwort: mich zu verstehen, mich ernst zu nehmen). Diese Sichtweise ist meist mein letztes Werkzeug um Abspaltung zu vermeiden. Denn durch die Identifikation mit dem Kind ist es nicht mehr möglich seine Gefühle und meine Empathie wegzuschieben. Ich kann mich wieder frei machen für die Wirklichkeit meines Kindes. So hilft mir Schritt 2 dabei, in Beziehung zu bleiben und den Weg für eine (spätere) Selbstreflexion zu ebnen.

Schritt 3: Lösungen finden

Nachdem der erste Impuls „verraucht“ ist und ich mich sortieren konnte, bin ich nun frei Lösungswege, Alternativen und Kompromisse für mich und das Herzmädchen zu finden. Je nach Situation sind diese sehr verschieden, denn an jedem Tag erleben wir als Eltern hunderte von einmaligen Momenten und darunter einige stressige Momente unterschiedlicher Ursachen mit unseren Kindern. Daher sind meine „Lösungsangebote“ längst nicht abschließend oder perfekt. Dennoch habe ich bemerkt, dass ich drei grundsätzliche Strategien habe, die ich je nach „Örtlichkeit“ unterschiedlich anwende und die mir enorm helfen unseren Alltag zu entspannen: Kommunizieren, Alternativen anbieten, Freiräume schaffen

Zu Hause tauchen klassischerweise eher Themen wie beispielsweise kaputt-machen, nicht-anziehen-wollen, weg-rennen, nicht-Zähne-putzen-wollen auf. Wie bei allen Situationen erkläre ich zuerst die Situation und auch warum das jetzt sinnvoll wäre. Wenn das Herzmädchen das nicht möchte, dann biete ich ihr Alternativen an oder lasse ihr ihren Freiraum. Das letztere fällt mir oft schwer, da ich ein sehr strukturierter Mensch bin (ich möchte gern zu einem bestimmten Zeitpunkt los, ich möchte gern Zähneputzen abhaken – aber das sind meine! Wünsche). Daher versuche ich diese Zeiträume für mich sinnvoll zu füllen und nicht herumzustehen, zu warten oder dauer-redend hinter ihr herzulaufen. Ich erledige etwas im Haushalt, mache etwas, was mir gut tut, lese, schaue Post durch. Eine gute Idee für diese Situationen wäre es eine Liste oder einen gut sichtbaren Stapel/ Ort zu Hause zu haben, wo solche zeitlich kurz zu schaffenden Dinge liegen – falls ihr auch so voller Tatendrang seid wie ich, ansonsten hinsetzen und chillen ;). Bei uns klappt es auch je nach Anliegen gut am Ort des Geschehens kurz zu warten: im Bad oder auch angezogen schon mal vor die Tür zu treten.

Unterwegs liegen die „Probleme“ meist ganz anders. Auf dem Spielplatz oder mit Freunden ist es vor allem das Thema Teilen, in dem Sinne, dass natürlich jedes Kind in exakt dieser Minute das eine Spielzeug haben muss. Da ist für mich Durchatmen und vermitteln, vermitteln, vermitteln gefordert - also in der Nähe bleiben. Aber sonst ist es auf Spielplätzen, in der Natur oder bei der Runde um den Block relativ entspannt bei uns.

Vorbereiteter begebe ich mich dafür in die „Welt der Erwachsenen“, da wo Geld den Besitzer wechselt oder wo andere Erwachsenendinge wie Ämtergänge o.ä. erledigt werden müssen. Die größten Stressmomente entstehen, wie ich finde, durch falsches Zeitmanagement, fehlende Ablenkung, fehlendes Essen und Trinken und gesellschaftlichen Druck. Ich beobachte, dass wir uns als Eltern meist zu viel vornehmen: flexibel bleiben und erst mal einen Punkt von der to-do-Liste abarbeiten! Konkret heißt Zeitmanagement für mich auch genügend Zeit für Hin- und Rückweg einplanen (interessante Wegentdeckungen oder auch einen Spielplatzabstecher zur geeigneten Zeit); eben den Blick für kindliche Freiräume behalten. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viel schaffbar ist, wenn ich sehe, wann eine Pause nötig ist und wie ich die auch in der kinderunfreundlichsten Umgebung einrichte. Zum Beispiel haben wir meist einen Miniball mit und dann spiele ich mit ihr eben Fußball während wir warten müssen (z.B. auf einem breiten Fußweg oder auch auf einem kleinem Stück Rasen neben dem Parkplatz; den Kindern ist das meist egal: Hauptsache Bewegung, Spaß und nicht mehr so langweiliger Erwachsenenkram). Dann geht es auch mit viel besserer Laune an die nächste Aufgabe. Bei genügend Zeit können Kinder auch super mit einkaufen, rumgucken, im Einkaufswagen ein Buch anschauen, ein kleines mitgebrachtes Spiel machen oder essen. Oft plane ich das mit dem Essen auch gerne taktisch ein: beim Autofahren, bei einem Gesprächstermin oder wenn ich mal schnell von A nach B muss im Buggy.

Am schwierigsten finde ich es aber mich von der Meinung anderer, ob etwas stört oder richtig ist, unabhängig zu machen: in der Straßenbahn auch mal lauter rumzualbern und aus Spaß ihre Kindermütze aufzusetzen, wohlwissend das uns alle zuschauen. Oder aber meine Auffassungen und Werte öffentlich umzusetzen und nicht dem äußeren Druck nachgebend sinnlos zu erziehen. Eben zur Not in einem Beratungsgespräch mein damals 1,5 Jähriges Kind vor Fremden zu stillen, die Sachen im Laden von ihr aus dem Regal ausräumen zu lassen (ich sortiere dann wieder ein) oder ihre Meinung trotz kritischer die-hat-dich-doch-im-Griff-Blicke ernst zu nehmen.

Voraussetzungen

Um überhaupt den Kopf frei zu haben für drei Schritte oder alternative Lösungen, braucht es für jeden ein paar Voraussetzungen, um sich dem überhaupt widmen zu können: Jeder in der Familie sollte (durchschnittlich gesehen) genügend Essen und Schlaf abbekommen. Denn sonst ist der Organismus im Stresszustand und sinnvolle bedachte Lösungen zu finden oder Zurückzutreten werden schwierig. Daher ist dieser Punkt ein erster, der bei Anhäufung stressiger Momente, Streit und Ausraster in der Familie überprüft werden sollte. Wenn es der Fall ist, dann stehen Essen und Schlafen an oberster Stelle!

Kommunikation: reden, reden, reden müssen wir mit unseren Kindern. Ihnen ist noch so vieles unbekannt und neu. Was für uns ganz normal und überschaubar wirkt, ist für sie oft wie für uns der Arbeitsbeginn in einem neuen Berufsfeld: es gibt viele unverständliche Abkürzungen und die Kollegen verschwinden in uns unbekannten Räume. Daher müssen wir unbedingt im Gespräch bleiben: erklären, was heute ansteht, wohin wir gehen, was wir dort wollen und wie wir gemeinsam daraus eine gute Zeit machen können.

Mein letzter Punkt ist Organisation. Ich finde Organisation ist oft alles, sowohl in Bezug auf Zeit, auf Abläufe, auf mitzunehmende Dinge als auch darauf das „Gesamtwerk“ im Auge zu behalten. Vorausschauende Planung und Flexibilität haben bei uns schon oft stressige Momente entspannt oder verhindert. Gerade in Bezug auf Anforderungen an Kinder, was sie alles mitmachen (sollen), ist es wichtig den Wochenverlauf im Blick zu haben. Neben all dem Freunde treffen, Freizeitaktivitäten, am Wochenende bei der Familie, Einkauf und Erledigungen ist es wichtig Ruhetage, auch mal eine Ruhewoche oder zumindest von Kind selbstbestimmte Freiräume einzuplanen, erst recht nach  erlebnisreichen und anstrengenden Stunden bei der Tagesmutter oder im Kindergarten.

Fazit

Zusammenfassend habe ich also in stressigen Momenten folgendes Schema im Kopf: Durchatmen– Nachdenken – Handeln. Das heißt konkret, dass die ersten zwei Schritte mehr Zeit kosten, als ich es vielleicht früher gewohnt war, denn ich reagiere nicht sofort. Das hat gleichzeitig den Vorteil, dass ich noch einen Moment länger beobachten kann und sich schon so manches Mal ein „Problem“ aufgelöst oder zumindest abschwächt hat. Zusätzlich habe ich Zeit zum Nachzudenken, zum Sortieren und Reflektieren. Dann weiß ich genau: So möchte ich jetzt handeln! Das möchte ich jetzt sagen! Lieber länger überlegt und abgewartet als etwas „rausgeplautzt“, dass sich dann als kontraproduktiv herausstellt.

Ich denke (aufgrund von Beobachtungen und Gesprächen), dass viele Eltern das Gefühl haben, sie müssen sofort reagieren und auch sofort genau richtig. Zurückrudern oder Kompromisse eingehen kommt aber wiederum dann für viele nicht in Frage. Konsequenz ist ein anderes Thema, dennoch landen wir auf diese Weise schnell in einer Spirale von Aktion und Reaktion (kindliche Aktion und Meckern, kindliche Aktion und Meckern usw.). Die angesehenen gesellschaftlichen Werte Effektivität und Effizienz können uns in der Interaktion mit unseren Kindern eher behindern. An dieser Stelle sind Geduld und Umsichtigkeit sinnvoller und tragen aus meiner Sicht am besten zu einem wertschätzenden und gleichwertigen Umgang in der Familie bei. Wir dürfen uns Zeit lassen. Wir müssen nicht sofort eine Antwort oder Meinung haben. Nicht in der ersten Sekunde. Nach 30 Sekunden oder gar einer Minute können wir ebenso gut auf die Situation eingehen (Notfallsituationen natürlich ausgeschlossen) und haben den Vorteil dann entspannter und zielsicherer zu handeln.

Was hilft euch im Alltag? Welche Strategien habt ihr entwickelt? Ich freue mich auf eure Ideen!

Eure Anne


PS: Wenn euch der Artikel gefallen hat, freue ich mich über ein Like :)