Sonntag, 27. November 2016

1. Herzensbande ADVENTS-Türchen

Fotografie: pexels


Für alle, die noch auf der Suche nach dem passenden Geschenk sind, soll diese kleine Linksammlung helfen. 

Zuerst habe ich euch Geschenkelinks nach Alter sortiert, im Anschluss noch Bücher und Hörbücher für verschiedene Altersgruppen und noch ein paar Links zu anderen Ideen neben den klassischen „Kaufgeschenken“ zusammengestellt. Diese Links sind von anderen Bloggern, die ich selbst gerne lese und ihre Zusammenstellungen sehr schätze.


Viel Freude damit und einen schönen ersten Advent für euch!

Eure Anne


Geburt und Babyzeit


Geschenke für Kinder ab 1 Jahr



Geschenke für Kinder ab 2 Jahre


  
Geschenke für Kinder ab 3 Jahre


Geschenke für Kinder ab 4 Jahre



Bücher und Hörbücher



Für die Kreativen unter euch und diejenigen, die fern vom klassischen Konsum einfach ein paar schöne Anregungen für Kinder suchen



Donnerstag, 24. November 2016

Gewalt in der Geburtshilfe fängt schon bei Worten an - Beitrag zur Blogparade #rosrev

Fotografie: pexels


Warum ist Gewalt und übergriffiges Verhalten in unserer Gesellschaft so akzeptiert? Wieso ist es für Ärzte, Hebammen und anderes medizinisches Personal teilweise selbstverständlich über Schwangere, also werdende Mütter, zu bestimmen, zu urteilen und nicht in ins Gespräch zu gehen? Müssten Mütter nicht am besten im Gefühl haben, was für sie und das Kind gut ist? Darf die Wissenshoheit der Ärzte dazu führen, dass Mütter sich nicht trauen „Nein“ zusagen oder gar nicht gefragt werden?

All diese Fragen gingen mir in der letzten Woche durch den Kopf als ich über Nora Imlaus Blogparade "Each Woman is a Rose - Warum unsere Geburten so wichtig sind" anlässlich des Roses Revolution Day am 25. November (ein internationaler Gedenktag gegen Gewalt in der Geburtshilfe an dem Frauen zur Erinnerung rosa Rosen vor Kreißsälen etc. ablegen, um auf dieses Thema aufmerksam zu machen) nachgedacht habe.

Die Geburt meines Herzmädchens ist nun schon über 2 Jahre und 4 Monate her und ich denke noch sehr oft an diesen beispiellosen, wunderbaren und herausfordernden Tag. Ich hatte eine schnelle durch einen Wehenbelastungstest ausgelöste Geburt, nach welcher ich innerhalb von 4,5 h mein kleines Wunder in den Armen halten durfte. Ich war so überwältigt, glücklich und auch etwas unsicher was meine Aufgabe in diesen ersten Momenten als Mutter ist – also hielt ich sie nur und sagte „Hallo“. Dieser Moment, der schnelle Verlauf der Geburt und das sehr liebevolles Personal überstrahlten an dem Tag alles.

Dennoch sind auch meine Erfahrungen nicht gewaltfrei.

Vor dem Herzmädchen war ich bereits schon einmal schwanger gewesen. Eine Woche vor der Fehlgeburt begannen bei mir leichte Blutungen, von welchen ich mich nicht nervös machen zu lassen versuchte. Es war die längste und schlimmste Woche meines Lebens. Jeden Tag wurde es schlimmer und ich konnte nichts tun und nur abwarten. Zudem hatten wir noch niemanden etwas gesagt, weil man das „ja erst nach der 12. Woche macht“. Das war ein großer Fehler, denn dadurch war ich viel mit meiner Sorge allein. Alle 2 Tage hatte ich bei meiner Frauenärztin oder im Krankenhaus eine Kontrolluntersuchung, welche mir Sicherheit gaben. Mein Mann war immer dabei und unterstützte mich. Alle waren sehr freundlich und halfen uns, fanden nette Worte und immer wieder machte sich große Erleichterung breit, wenn wir das kleine Herzchen schlagen sahen.

Am letzten Abend war es aber so schlimm, dass ich im Krankenhaus bleiben musste. Ich sollte einen Tag ruhen und dann zur Untersuchung - in der Hoffnung, dass sich alles wieder beruhigt hatte. Auch dieser Tag, dieser Termin kam endlich – inzwischen hatten wir zum Glück Freunde und Familie eingeweiht. Da ich im Krankenhaus war, war ich allein bei diesem Termin. Das war der schlimmste von allen.

Nicht nur weil mir da gesagt wurde, dass mein Mini-Kind nicht mehr lebt, sondern weil die Ärztin mir diese Nachricht in einem Satz mit den Fragen „Hatten Sie denn einen großen Kinderwunsch? Haben Sie es denn schon lange probiert?“ übermittelte.

Ich war völlig perplex, fassungslos, fühlte mich herabgewürdigt, nicht ernst genommen, ich wusste nicht was ich sagen sollte. Bei mir kam an, dass es ja nicht so schlimm sein konnte mein Baby zu verlieren, weil ich rasch schwanger geworden sei und mein Kinderwunsch anscheinend auch nicht groß genug gewesen sei, um meinen Verlust anzuerkennen. Das saß tief und ich zittere gleich wieder während ich das hier schreibe nach fast 3,5 Jahren! Danach konnte ich ihr kaum etwas entgegensetzen und ließ sie die nächsten Schritte vorbereiten. Dass auch das Gewalt in der Geburtshilfe war, wurde mir erst so richtig klar als ich jetzt über diesen Gedenktag und das Thema Gewalt in der Geburtshilfe nachdachte.

Es geht eben genauso um psychische Gewalt, um Worte die verletzen und auch um scheinbare Machtgefälle zwischen Arzt und Patient.

Nicht nur körperliche Übergriffe können uns Frauen in der Geburtshilfe verletzen! Diese verletzenden Worte der Ärztin, ihr Umgang mit mir und ihr fehlendes Mitgefühl sitzen bis heute tief und ich habe es ehrlich gesagt nur selten geschafft mit jemanden darüber zu reden. Aus diesem Grund bin ich selbst gerade überrascht, dass ich hier so offen darüber schreiben kann. Ich habe die Hoffnung, dass all diese Texte und dieser Tag etwas bewegen und zu mehr Sensibilität in so einem intimen Bereich führen.

Das Herzmädchen habe ich übrigens im gleichen Krankenhaus nur auf der anderen Seite des Flurs bekommen. Es ist aus meiner Sicht hier in Dresden das bedürfnis- und stillorientierteste Krankenhaus. Trotzdem habe ich die ganze Schwangerschaft inständig gehofft, dass ich diese Ärztin, übrigens Oberärztin, zu meiner Geburt nicht wiedersehen muss. Und da darf ich Gott echt danken, das war sie nicht! Trotzdem bin ich ihrer Übergriffigkeit leider nicht ganz entkommen.
Ich hatte am errechneten Geburtstermin ein Kontroll-CTG im Krankenhaus, welches schlechte Werte hatte.  Ich wusste, dass diese Werte nur so schlecht waren, weil meine Mutter plötzlich im Untersuchungszimmer auftauchte und einen Streit mit mir vom Zaun brach. Daraufhin wies mich die Ärztin in der anschließenden Auswertung gleich ins Krankenhaus ein und ich musste stundenlange CTGs (welche in Ordnung waren) ertragen und wurde am nächsten Tag dem Wehenbelastungstest, der den Blasensprung und somit die Geburt auslöste, unterzogen.

Obwohl ich mehrfach versuchte das Prozedere zu hinterfragen und hoffte, dass wir doch noch warten können bis das Herzmädchen von selbst hinaus wollte, wurde mir immer nur erklärt, dass das aus dem und dem medizinischen Grund nicht ginge. Ich bin schon ein selbstbewusster Mensch und ich kann Sachen auch gegenüber Ärzten ansprechen und hinterfragen. Aber ich bin kein Arzt und an diesem Punkt fällt es mir schwer meinen Standpunkt zu vertreten. Ich hatte an diesen Tagen oft das Gefühl, dass es den Ärzten vorwiegend um die Vermeidung möglicher Risiken (aber ich war ja schon im Krankenhaus...) und ihre Absicherung ging und mir Informationen fehlten. Das konnte ich natürlich nicht „nachweisen“ oder wissen, aber ich fühlte mich alternativlos in meiner „Wahl“ der Empfehlung der Ärzte zu folgen oder ein mir unbekanntes Risiko einzugehen.

An dieser Stelle würde ich mir von Ärzten in der Geburtshilfe (aber auch insgesamt) mehr Offenheit, mehr Bereitschaft zu Erklärung und somit eine Routine der umfassenden Erklärungen in alltäglicher Sprache wünschen. Denn erst dann habe ich als Mutter eines ungeborenen Kindes, die Möglichkeit mein gesundes (Körper-)Empfinden, meine Einschätzung und Sorge mit den medizinischen Fakten abzuwägen und aus der Rolle der scheinbar unmündigen Patientin herauszutreten.

Welche Erfahrungen habt ihr in der Geburtshilfe gemacht? Habt ihr bestimmtes Verhalten als Gewalt empfunden?

Auf unserem Blog können gern Gastartikel veröffentlicht werden - ihr seid herzlich eingeladen!


Eure Anne


PS: Wenn euch mein Artikel gefallen hat, dann freue ich mich über Teilen und Liken :)


Donnerstag, 17. November 2016

Wieviel „Erziehung“ braucht mein Kind?

Fotografie: pexels



 In meinen Blogartikeln schreibe ich vom bedürfnis- und beziehungsorientierten Umgang mit Kindern bzw. der ganzen Familie. Doch was bedeutet das? Wieso vertrete ich diese Form des Zusammenlebens und heißt das, das „Erziehen“ nicht nötig ist? Die letzte Frage möchte ich gern mit `Ja` beantworten, auch wenn ich selbst noch lerne und im Alltag gern mal in alte Erziehungsmuster zurückfalle.

Geschichtlich gesehen war „Erziehung“ schon eine Errungenschaft für sich: nämlich die Erkenntnis, dass Kinder nicht einfach kleine Erwachsene sind, sondern besonderer Pflege und Zuwendung bedürfen. Aus diesem Gedanken heraus hat sich der Umgang mit Kindern von einem eher zu Vernachlässigung neigendem Verhalten hin zu verschiedenen Überlegungen, wie man Kinder zu guten Erwachsenen formen kann, entwickelt. Verschiedene Theorien kamen auf, beispielsweise auch die „tabula rasa“. Hier nahm man an, das Kind sei ein unbeschriebenes Blatt, welches man nach seinen Vorstellungen formen kann. Doch man stellte fest, dass dies nicht möglich war; die Kinder entwickelten sich trotz gleicher Vorgehensweise dennoch unterschiedlich. Natürlich! Heute weiß man, dass Gene, Temperament und viele äußere Einflüsse nicht steuerbar sind.

Zudem wurden im Laufe der Geschichte verschiedene Arten der Züchtigung (häufig in Form von Gewalt) angewendet. Zum Glück ist das heute gesetzlich verboten und die wissenschaftliche Erkenntnis da, das Gewalt – egal ob psychisch oder psychisch- schädlich ist. Mit dieser zunehmenden Erkenntnis versuchten nun viele Pädagogen mit anderen Methoden wie Strafen („Dann bekommst du kein Abendbrot.“ „Dann musst du eben nachsitzen.“) oder positiver Verstärkung (Lob: „Das hast du gut gemacht.“ oder Geschenke für Erreichtes) ihre Ziele zu erreichen. Trotzdem bleiben es die Ziele der Erwachsenen und damit wird immer nur die extrinsische Motivation („Ich mache das, damit ich gelobt werde oder damit ich keine Strafe bekomme“) angekurbelt.

Die innere Entwicklung des Kindes, die intrinsische (innere) Motivation sich zu entwickeln und zu lernen bleibt da außen vor. Erst mit der Reformpädagogik (Vertreter wie Maria Montessori, Janusz Korczak,  Célestin Freinet usw.) eröffnete sich eine neue Sichtweise auf Kinder. Ein neues Denken begann. Auch Forschungen zu Bindung und Bindungstypen gaben Anstoß sich über einen anderen Umgang mit Säuglingen und Kindern Gedanken zu machen und viele Weiterentwicklungen und Erkenntnisse im pädagogischen Bereich folgten. Auch Entwicklungspsychologenen wie Erikson, Piaget und Kohlberg machten deutlich: Kinder bringen alles mit. Sie wollen sich entwickeln. Nach einer geschafften Entwicklungsstufe folgt die nächste. Das Umdenken in Bezug auf Kinder ging weiter und Sozialwissenschaftler wie Alice Miller, Ekkehard von Braunmühl, Jean Liedloff beschäftigten sich mit dem Aufwachsen von Kindern ohne herkömmliche Erziehung.

Der afrikanische Spruch: „Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht“ fasst die Erkenntnisse für mich ganz gut zusammen. Wenn die Bezugspersonen es zulassen (können) und eine geeignete kindgerechte Umgebung schaffen, dann entwickeln sich Kinder umfassend und zeigen eine ganz eigene Motivation zu lernen und die Welt verstehen zu wollen. Es braucht keiner Verschiebung auf äußere Anreize wie Lob oder Geschenke. Dafür braucht es aber ein Loslassen (der eigenen Ziele für das Kind) und Vertrauen (in die kindliche Entwicklung). Das heißt wiederum, dass wir Erwachsenen nicht an unseren Kindern arbeiten müssen, sondern an uns selbst: Welche Ziele haben wir für unsere Kinder? Welchen Zeitplan? Welche unbewussten Wünsche oder auch Präsentierwünsche gegenüber der Umwelt (Ich bin eine tolle Mutter, wenn mein Kind x kann. – Nein, auch sonst! J )?  

Was heißt das jetzt konkret? Ich bin über viele Stationen und Entwicklungen dahin gekommen, wo ich heute meine pädagogischen Überzeugungen sehe. Zusammenfassend ist es letztlich ein Leitsatz geworden, der mich im Alltag begleitet: Jede Familie kennt sich und ihre Kinder am besten und sollte gemeinsam Wege finden, wie - ohne Gewalt und Machtkämpfe - ein liebevolles Zuhause und ein wertschätzender Umgang gestaltet werden kann, egal was die „Umwelt“ darüber denkt. Den letzten Teil finde ich am schwersten: das heißt nämlich andere Meinungen ausblenden zu können und ebenfalls nicht über andere zu urteilen! Leider sind wir psychologisch und gesellschaftlich sehr darauf gepolt, da habe ich auch noch ein gutes Stück Arbeit vor mir.

Auf meinem Weg seit der Studienzeit haben mich viele Bücher, Blogs und Menschen begleitet. Als werdende Mama ermunterte mich als erstes das Buch „Hebammensprechstunde“ von Ingeborg Stadelmann dazu auf mich und mein Kind zu hören. Tragen mit Tragetuch war für mich schon lange klar, aber auch dies eröffnete mir den weiteren Weg zu einem bedürfnisorientiertem Umgang mit meinem Herzmädchen (Stillen, Tragen, Familienbetten nach Bedarf und ohne Angst zu Verwöhnen) und anschließend zu vielen anderen Themen wie Baby led Weaning, ständiges Loben weglassen, Entwicklungsziele als Leitfaden betrachten, Ja-Umgebung schaffen, kreative Lösungen finden und Meckern sein lassen. Schritt für Schritt wuchs ich in diesen Umgang hinein und vertraute meinem Herzmädchen voll und ganz. Mit ihrer zunehmenden Autonomie und eigenen Meinung ist es nicht unbedingt leichter geworden. Hier liegen öfter Stolpersteine, so dass ich doch anfange zu meckern, zu erziehen und meine Ziele durchzusetzen, aber meist meldet sich mein Verstand doch recht schnell zurück und ich schaue nach neuen Wegen.

Also Ja, wir brauchen „Erziehung“ (deswegen auch immer in Klammern bei mir) im klassischen Sinne nicht. Ich sage im klassischen Sinne, da man inzwischen den Begriff der „beziehungsorientierten Erziehung“ öfter liest und es meist den oben beschriebenen Weg meint. Vertreter wie Jesper Juul, Katharina Saalfrank, Alfie Kohn fordern bedingungslose Liebe und Vertrauen mit Blick auf entwicklungspsychologische Bedürfnisse von Kindern. Es ist nicht nötig festgeschriebenen Regeln und Vorgaben nachzujagen. Viel sinnvoller ist es gemeinsam als Familie zu schauen, was wichtig ist, welche Bedürfnisse gerade vorne anstehen und wie man auf Augenhöhe (also ohne das Machtgefälle Erwachsener-Kind) vertrauensvolle Wege gehen kann.

Denn eines ist sicher: Strafen, Manipulation und Gewalt führen zu einem Abbruch der Beziehung. Kinder werden eher versuchen ihre eigenen Ziele auf anderem Weg (wenn nötig mittels Geheimnissen und Lügen oder innerer Abspaltung) zu erfüllen. Sie werden nicht versuchen ihre Wünsche mit uns zu teilen und zu erfüllen; sie beginnen uns als Eltern zu misstrauen und Angst zu haben, wir könnten verbieten oder strafen. Wissen sie aber, dass sie alles mit uns besprechen können und dann ein gemeinsamer Weg gefunden wird, werden sie sich vertrauensvoll an uns wenden. Egal was ist, weil sie nicht die Konsequenz fürchten müssen.

Dieses Vertrauen in unsere Beziehungen ist unsere größte Anlage, denn Kinder brauchen uns, sie lieben uns und wollen kooperieren. Ohne dass wir es verdeutlichen müssen, wissen sie, dass sie von uns abhängig sind. Dafür braucht es keine harten Worte, Konsequenz a la „damit sie uns nicht auf der Nase herum tanzen“ oder Drohungen („Dann gehe ich eben allein nach Hause.“). Das schadet der Beziehung zu unserem Kind und ihrem kindlichen Streben nach Kooperation.

Zudem habe ich unser größtes „Ass im Ärmel“ noch gar nicht genannt: das Vorleben. Kinder lernen durch Beobachtung und Nachahmung am einfachsten und effektivsten von uns. Wir können viel über Höflichkeit erzählen, wenn wir sie selbst nicht leben, ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass unser Kind freundlich mit seinen Mitmenschen umgeht. Nehmen wir unser Kind ernst und akzeptieren seine Grenzen, wird es auch uns ernst nehmen und unsere Grenzen akzeptieren.

Schon Friedrich Fröbel hat die zwei grundlegenden Pfeiler im Zusammenleben mit Kindern treffend beschrieben: "Erziehung ist Vorbild und Liebe, sonst nichts" und damit hat er, wie ich finde, sehr recht.


Eure Anne


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PS1: Wenn ihr auf der Suche nach neuen Wegen im Familienleben seid und Unterstützung braucht - schreibt mich gerne an und ich berate euch!    

                                                                                                                                        
Quellenverzeichnis

Karin und Klaus Grossmann: Bindungen – das Gefüge psychischer Sicherheit
> siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Bindungstheorie

Herbert Gudjons: Pädagogisches Grundwissen

Jesper Juul: verschiedene Bücher, Kolumne bei standart.at

Alfie Kohn: Liebe und Eigenständigkeit

Remo H. Largo: Babyjahre

Jean Liedloff: Auf der Suche nach dem verlorenen Glück: Gegen die Zerstörung unserer Glücksfähigkeit in der frühen Kindheit

Katharina Saalfrank: Was unsere Kinder brauchen: 7 Werte für eine gelingende Eltern-Kind-Beziehung

Ingeborg Stadelmann: Die Hebammensprechstunde

Martin R. Textor: Die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen als Herausforderung an Familie und Schule (http://www.kindergartenpaedagogik.de/25.html)

Mehr zu diesem Thema erfährst du mit der Suche nach Stichworten wie unerzogen, bedürfnisorientiert, bindungsorientiert, beziehungsorientiert, Attachement Parenting, Bindungsorientierte Elternschaft


Donnerstag, 3. November 2016

Warum mir Gespräche mit Freunden als Mama am meisten fehlen

Fotografie: Kevin Culala/ pexels


Ich bin ein sehr soziales Wesen. Andere treffen sich zum Sport, zum Spieleabend, gehen mit Freunden ins Kino oder zum Fußballspiel - ich brauche vor allem Austausch. Keine Frage: Ihr findet mich auch in Kino und Co, aber was ich wirklich brauche sind Gespräche, die tiefer gehen als netter Small Talk, Gespräche über Weltgeschehen, über ethische Fragen, über neue Impulse, über das eigene Leben und das meiner Liebsten. Sowohl privat als auch beruflich sind tiefgehende Gespräche und wirklicher Meinungsaustausch mein Lebenselixier. Daher habe ich wenige, dafür aber enge Freunde, die mich gut verstehen und deren Lebensgeschichte ich kenne. Im Prinzip sind meine engsten Freunde wie meine Familie. So weit, so gut. Wo liegt jetzt das Problem?

Ohne Kinder haben wir uns einfach zum Mädelsabend verabredet oder sind in der Runde abends was essen gegangen. Andere Freizeitbeschäftigungen haben wir gerne mitgemacht und viel erlebt in all den Jahren, doch in stressigen Zeiten war das gemeinsame Reden und am Leben des anderen teilhaben am wichtigsten.

Als ich frisch gebackene Mama war, haben sich zunächst nur ein paar Sachen verändert. So sind wir eben mit Baby im Tragetuch spazieren gegangen, haben uns bei mir auf die Couch gesetzt oder Freunde eingeladen statt auszugehen. Doch auch das war nicht immer einfach: es war laut, das Herzmädchen weinte oder ich war irgendwie die ganze Zeit am Stillen und müde und wenig aufnahmefähig für das Leben der anderen. Ja, das war am ungewohntesten für mich: ich bekam nur noch zu Teilen mit, was bei den anderen gerade anstand, ich vergaß es auch teilweise oder war einfach nicht im Raum während des Gesprächs, weil ich beispielsweise beim Wickeln war.

Auf der anderen Seite habe ich im ersten Jahr in Gruppen auch einige neue Kontakte geknüpft – mit anderen Neu-Mamas. Die gemeinsamen Themen wie Babyzeit, Kinder, Muttersein schweißten automatisch zusammen und es tat gut sich darüber auszutauschen. So wurde meine Welt erst mal größer und bunter, voller an lieben Menschen. Am Tage die Mamas, nachmittags oder abends die „alten“ Freunde (arbeitend, meist ohne Kinder).

Ich merkte: hier verändert sich etwas! Und habe versucht, das Beste daraus zu machen. Je nach Alter des Herzmädchens habe ich meine Treffen unterschiedlich gestaltet. Im Babyalter ging schwatzen auf der Krabbeldecke ziemlich gut, später auf dem Spielplatz wurde es schon schwieriger. Nicht jeder findet es erstrebenswert neben mir herzulaufen während ich schaukele, tröste, beim Rutschen helfe oder Sandförmchen umkippe. Mit anderen Mamas geht das meist besser, aber meine Freundinnen haben da oft keine Zeit und abends kann ich durch die Einschlafbegleitung meist frühestens um 21 Uhr irgendwo sein oder Besuch empfangen. Zudem endet das meist darin, dass die anderen aufgrund ihres Jobs nach 1 oder 1,5 Stunden wieder losmüssen. Da ist man doch eigentlich gerade erst so richtig warm gelaufen und auf der anderen Seite bin ich eigentlich auch schon wieder reif fürs Bett.

Bei mir kam es dann so, dass meine engsten Freundinnen zudem noch wegzogen oder gar auswanderten. Nun führe ich drei Telefonfreundschaften, wie ich es gern nenne. Es tut gut zu wissen, dass ich alle jederzeit anrufen kann und das wir auch immer Zeit zum Schwatzen finden oder eben auch nach wochenlanger Pause anknüpfen können. Trotzdem vermisse ich es jemanden neben mir sitzen zu haben und tiefgehende stundenlange Gespräche zu führen.

Seit ich Mama bin, finde ich es auch schwieriger neue Freunde zu finden. Jetzt werden einige denken: Nein, es ist viel leichter. Ja, es ist leichter Kontakte zu knüpfen und auch über die Kinder ins Gespräch zu kommen. Aber ich finde es zum einen schwerer, weil dann nach dem Thema Kind oft nicht mehr viel gemeinsames kommt und es als Mama mit beziehungsorientiertem Weg schon bei diesem Thema schnell schwierig wird. Und wenn ich dann mal jemanden treffe, der echt „passen“ würde (klingt jetzt ein bisschen wie bei Partnervermittlungen, aber ich denke, ihr wisst, wie ich das meine), dann geht das Kennenlernen gefühlt um 2/3 langsamer als früher. Denn zwischendurch sind beide Mamas dabei auf ihre Kinder zu achten, mit ihnen zu reden, zu spielen, essen zu besorgen, zu trösten, zu vermitteln … und schwubs ist es 2-3 Stunden später und Zeit sich zu verabschieden. An dem Punkt habe ich dann gefühlt immer noch 10 Themen, die ich gern mit der anderen Mama bereden oder sie fragen oder gern erfahren würde.

Das macht mich etwas traurig. Ich vermisse diese Tiefe der Beziehung und die Tiefe des Austauschs im Alltag. Ich liebe es Mama zu sein, mein Herzmädchen, die Zeit mit ihr und ich würde nichts anders machen wollen. Aber das Elternsein verlangt doch ein paar Abstriche und für mich ist das der schwerste. Nicht das fehlende Ausschlafen, der doch oft fremdbestimmte Tagesablauf, das mehr an Hausarbeit oder die anstrengenden nervenaufreibenden Momente – letztlich mache ich all das gern und mit Liebe, auch wenn es natürlich mal mürrische Tage gibt.

Der Austausch, das Kennenlernen und die Freundschaft mit anderen beziehungsorientierten Müttern finde ich sehr bereichernd, da fühle ich mich inspiriert und wertgeschätzt. Aber aus genau dieser Beziehungsorientierung heraus, also das wir alle auf die Bedürfnisse unserer Kinder achten, entsteht leider eine gewisse Zeitnot für Gespräche. Ich hoffe auf viele Momente wenn unsere Kinder groß sind ;-)

Jetzt werden vielleicht einige denken: der Papa kann doch auch mal das Kind nehmen! Ja natürlich und das macht mein Mann auch gern. Dennoch arbeitet er auch und unterstützt mich während meiner Fortbildungen und beim Selbstständig-werden. Das heißt im Umkehrschluss, dass auch er freie Zeiten braucht und für mich in erster Linie, dass mein Herzmädchen dann Zeit mit Mama braucht und die gebe ich ihr von Herzen gern.

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber es gibt etwas, was für mich eine große Hilfe und Bereicherung im beziehungsorientierten Alltag darstellt: mein Smartphone. Das klingt selbst für mich gerade echt verrückt, dass ich das sage, aber es ist so. Mittels Instant-Messenger und soziale Netzwerken kann ich, auch wenn ich nicht immer präsent bin, ein wenig am Leben der anderen teilhaben. Der Alltag mit Kindern birgt so viele Herausforderungen und Momente in denen ich mich nach Unterstützung sehne. Ein kurzer Chat mit einer befreundeten Mama, die möglicherweise einfach nur mitteilt, dass sie das kennt, hilft mir dann schnell, mich wieder verbunden, nicht allein und unfähig zu fühlen. Natürlich ist mir die Gefahr des Handys bewusst. Es ist alles andere als hilfreich fürs Familienleben wenn Mama nur am Telefon hängt oder nur noch in der virtuellen Welt lebt – so meine ich das ja nicht.

Es ist für mich einfach eine große soziale Erleichterung, um meinem Bedürfnis nach Austausch gerecht zu werden. Ich kann für mein Kind da sein und trotzdem am Leben in meinem Freundeskreis teilnehmen, mich mit anderen Eltern austauschen oder meiner besten Freundin ein Foto vom heutigen Tag schicken und sie mir eine kurze Sprachnachricht zurück, wenn wir beide voll eingespannt sind. Damit erreiche ich natürlich nicht, die Tiefe. die ich mir gerne wünschen würde, aber ich fühle mich zumindest nicht so abgeschnitten von der „Welt da draußen“ und ich kann in einigen Situationen als Mama viel geduldiger sein. Beim Einschlafstillen kann ich entspannt liegen und was lesen oder auf dem Heimweg, wenn das Herzmädchen mitten auf dem Heimweg oder im Treppenhaus ein Spiel beginnt, meiner Ungeduld widerstehen. Ich habe die Möglichkeit kurz zu arbeiten, etwas abzusprechen, nachzulesen, zu organisieren oder eben mit Freunden in Kontakt zu bleiben.

Wie geht es euch als Eltern mit euren Freundschaften? Hat sich etwas verändert oder vermisst ihr etwas ganz anderes seitdem eure Kleinen euer Leben bereichern? Ich freue mich auf eure Antworten!

Eure Anne


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