Donnerstag, 25. Mai 2017

Unser #WunschFamilienAlltag - Blogparade zum Familienalltag


#WunschFamilienAlltag #Blogparade #FrauBirnbaum

Fotografie: Lela Johnson/ pexels


Jana vom liebevollen Blog Frau Birnbaum und der Tellerrand hat zu einer Blogparade zum Thema #WunschFamilienAlltag - wie wollen wir leben, arbeiten, Familie sein - aufgerufen. Sofort fühlte ich mich angesprochen, denn genau das war in den letzten fünf Monaten (seit wir unser Herzmädchen aus der Krippe genommen haben) nochmal ganz besonders Thema bei uns zu Hause.

Unser WunschFamilienAlltag

Wir arbeiten beide von zu Hause aus und da mein Mann der Hauptverdiener ist, war es besonders für mich wichtig eine gute Organisation zwischen Familie, Arbeit, Haushalt und Co, also unseren WunschFamilienAlltag zu finden. Die wichtigste Motivation diesen ganz individuellen, gesellschaftlich mehrheitlich ungewöhnlichen und bedürfnisorientierten Weg zu gehen, war das Wohl unserer Tochter und die Möglichkeit ihrem Bedürfnis nach Familiennähe nachzukommen.
Nun hatte ich begonnen als selbstständige Familienberaterin zu arbeiten und Herzensban.de und meinen Blog aufzubauen sowie als Minijob in einer Herzreha mitzuarbeiten, konnte und wollte also nicht mehr wie vorher nur als Mama und Hausfrau für sie da sein. Es gab bestimmte Zeiten, die ich nicht mehr auf das Herzmädchen aufpassen konnte und in denen ich gern konzentrierter arbeiten wollte, auch wenn ich ganz viel mit ihr zusammen schaffen kann.
Wir begannen also unseren Alltag neu zu kreieren und schufen uns ein 80-20-Modell, was heißt, dass 20% der Zeit Papa abdeckt, damit ich in der Reha arbeiten, Eltern beraten und Kurse durchführen kann. 80% der Zeit verbringt das Herzmädchen mit mir. Trotzdem kann ich arbeiten, Blogartikel schreiben und Organisatorisches machen. Denn wir gehen 1-3 Tage in den Rockzipfel in Dresden und an zwei Vormittagen in der Woche kommen Oma oder Kinderbetreuerin zum Spielen vorbei.
Auch wenn es einen hohen organisatorischen Aufwand, ein hohes Pensum (da wir auch viel Arbeiten wenn unser Mädchen schläft) und wenig Freizeit bedeutet, ist das gerade unser WunschFamilienAlltag.

Wünsche und Bedürfnisse

Denn für mich bedeutet dieses Wort vor allem, dass die Wünsche aller Familienmitglieder (nach Alter angepasst) berücksichtigt werden. Unser Herzmädchen möchte definitiv nicht abgegeben werden, sondern Zeit mit uns verbringen. Sie ist also entweder bei mir oder meinem Mann, 100% der Zeit. Wir haben aber neben dem finanziellen Aspekt auch den Wunsch zu Arbeiten, unsere Projekte voranzubringen oder gerade mein Mann seinem Hobby (Schach) nachzugehen. Wir sind gern bereit Abstriche für unser Kind und die Beziehungen in der Familie zu machen, so dass jedes Bedürfnis Berücksichtigung finden kann, möchten aber dennoch (besonders ich) nicht „nur“ Mama und Hausfrau sein.

Welche Verbesserungen wünsche ich mir?

Meinen WunschFamilienAlltag wesentlich verbessern würden gesellschaftliche und staatliche Anerkennung von Selbstbetreuung in der Familie. Also finanzielle Zuschüsse egal ob zu Kita, Tagesmutter, Babysitter oder Rockzipfel/Co-Working und erst recht für Eltern, die für ihre Familie Vereinbarkeit auf der Jobseite anders leben wollen.  Zuschüsse oder Förderungen beispielsweise für Mütter, die eine kleine Selbstständigkeit beginnen, um ihre Kinder bis zum 3. Lebensjahr oder auch bis zur Schuleinführung selbst betreuen zu können, um so flexibel auf die Familienbedürfnisse zu reagieren und trotzdem Jobmöglichkeiten zu behalten.
Privat würde ich mir eine weitere Familie mit ähnlichen Ansichten oder Lebensentwurf wünschen, die entweder mit hier im Mietshaus (unsere Nachbarn sind die besten der Welt, nur nicht ganz in unserer Situation ;) ) oder in Laufnähe wohnt. Und in ganz träumerischen Momenten wünsche ich mir ein Zusammenleben mit einer oder mehreren anderen Familien, um sich gegenseitig zu unterstützen, mehr Gemeinschaft zu haben, Gleichgesinnte und sich in den Arbeitszeiten gegenseitig abzuwechseln.
Was ist euer WunschFamilienAlltag? Was ist schon, wie ihr es euch wünscht und was müsste sich noch ändern?
Ich bin gespannt auf eure Gedanken und lest mit bei der Blogparade von Jana !

Eure Anne



 PS: Wenn euch mein Artikel gefallen hat, freue ich mich über Liken und Teilen.
PS1: Wenn ich euch bei eurem WunschFamilienAlltag unterstützen kann (nachdem ich es jetzt auch organisiert habe), dann schreibt mich an :)

Donnerstag, 18. Mai 2017

Gastartikel: Ein Geburtsbericht - Familiengeburt mithilfe von Hypnobirthing (Yvonne)


Fotografie: pixabay/ pexels


Ich bin mitten im praktischen Teil meiner Mediationsausbildung und so habe ich ganz liebe Unterstützung auf dem Blog: Yvonne, die mit mir zusammen Herzensban.de gegründet hat, hat einen persönlichen und wunderschönen Blogartikel über die Geburt ihres zweiten Kindes geschrieben. Yvonne ist nämlich erst vor kurzen wieder Mamas eines kleinen Wunders geworden und berät bei Herzensbande zu dem Thema Stoffwindeln.

Ein Geburtsbericht - Familiengeburt mithilfe von Hypnobirthing


Samstag, 41+2, und ich würde mich am liebsten verkriechen, weil sich nichts tut. Unsere Hebamme kommt am späten Nachmittag zur Vorsorge, die Tränen kullern, doch sie beruhigt mich. Es ist ja alles noch schick und auch ein paar Vorwehen kommen wieder. Sie ruft im Krankenhaus an und vereinbart für Sonntagnachmittag bei ET+10 (ET=Entbindungstermin) einen Termin zur Kontrolle – nur für den Fall der Fälle, dass es zu einer Einleitung kommt, damit sie mich da schon mal gesehen haben. Sie scherzt mit der Hebamme am Telefon, dass sie den Termin gern auf den Nachmittag legen würde, da sie ja Vormittag zu einer Geburt gerufen werden möchte. Sie lässt Eisenkraut-Tee und Ut-Öl von der Bahnhofsapotheke da – zum Anschubsen - meinte aber, ich solle mich am Abend nochmal entspannen – ein Bad nehmen – ev. noch mit dem Öl warten. 

Ich trinke eine Tasse Eisenkrauttee zum Abendbrot, gehe dann in die Wanne – während dem Bad höre ich den großen Bruder „to be“ nach mir rufen – weil er müde ist – ich bade trotzdem noch kurz weiter und Öle dann den Oberbauch ein. Als ich ins Schlafzimmer komme ist er schon ohne stillen an den Papa gekuschelt eingeschlafen – das erste Mal, obwohl ich zu Hause bin!  

Ich kuschel mich also zu den Männern ins Bett, lese noch kurz und schlafe gegen halb 10 ein.
23:30 Uhr wache ich von einem Ziehen auf. Ich döse weiter, versuche zu schlafen. Das Ziehen kehrt immer wieder – Wehen? Ich stoppe die Zeit: regelmäßig alle 10 min. Dann sind das wohl doch Wehen und das Baby macht sich endlich auf den Weg :)
Ich kann sie mit der Wellenatmung nach Hypnobirthing gut verarbeiten, bleibe im Bett und veratme die Wehen=Wellen beim Hypnobirthing entspannt. Dabei stelle ich mir die Frühblüher, Krokusse, vor, die aus dem Boden sprießen und aufblühen zwischen größer werdenden Flecken im Schnee. Zwischendurch stehe ich immer wieder mal auf – trage in den Kalender ein, dass die Männer am Montag in die Bibliothek gehen müssen um die Bücher zurück zu bringen und nehme nochmal ein Heublumensitzbad mit meiner Forest-Piano Entspannungsmusik und einer kleinen Kerze. Die Nähsachen wegräumen, die ich aus Frust und zur Ablenkung wieder rausgeholt habe, weil sich nichts getan hatte - hab ich ja noch Zeit, dachte ich. 
Vielleicht kommt das Baby gegen Mittag oder Nachmittag denn irgendwie muss ich ja die Zeit bis um 6 oder 7 durchhalten, dass wir meine Mama anrufen können, damit sie sich um den Großen kümmert. Sie wird voraussichtlich 1,5h bis zu uns brauchen. Soweit die Gedanken und so vergeht die Zeit mit Wehen im 10-Minuten-Abstand. Kurz nach 3 Uhr als ich zurück ins Bett komme, wälzt sich der Große herum und ruft nach mir: „Mama stillen.“ Ich veratme kurz im Bett eine Wehe im Vierfüßlerstand, dann lege ich mich zu ihm und stille ihn in der 10minütigen Wehenpause. Die nächsten beiden Wehen/Wellen veratme ich, glaube ich, noch im Bett, doch dann nimmt die Intensität zu und ich kann nicht mehr liegen, stehe auf und laufe herum. 
Ich versuche verschiedene Positionen. Stehend – kniend über dem Ball, auf dem Klo. Ich versuche die Wehen zu stoppen – irgendwas um die 4 min. Die Intensität nimmt immer weiter zu – zum Nähsachen wegräumen komme ich zwischen den kurzen Abständen irgendwie nicht mehr, da ich mich auf die Wellenarbeit konzentrieren muss. Ich verarbeite die meisten Wellen im Stehen, probiere den Peziball, aber so richtig bequem ist nix. Als ich eine Wehe stehend am Wickeltisch veratme probiere ich mit zu Tönen - oh das ist ganz angenehm und hilft. Mittlerweile ist es um 4. Seitdem die Wehen/Wellen intensiver werden und ich stehe/laufe, komme ich mit der tiefen Bauchatmung, der „Wellenatmung“, nicht mehr so gut klar. Ich wecke den Mann, damit er aufräumen kann, da ich das ja grad nicht mehr kann. Ich wecke ihn mit den Worten: „Der Große ist jetzt deine Verantwortung!“ Er schaut mich erstaunt an – oh geht was los :)
Um die Wehen besser stoppen zu können, lade ich mir eine App runter – die erste finde ich nicht gut – also noch eine 2. Aber so richtig komm ich nicht mehr dazu die Wehen zu stoppen. Sie kommen zu schnell hintereinander.
Der Mann werkelt im Wohnzimmer herum, bezieht das Sofa mit Folie. Ich verarbeite die Wehen meist im Stehen. Bin im Bad, weil ich das Gefühl habe, dass ich mal muss. Hier hätte ich mich wohl an unser Geburtsgespräch erinnern sollen. Da haben uns die Hebammen ja gesagt, wenn du das Gefühl hast, dass du „Groß“ musst, dann geh nicht aufs Klo, denn dann drückt das Baby da drauf und bahnt sich seinen Weg. 
Es macht „Plopp“. Ich drücke tatsächlich auf der App: Fruchtblase geplatzt, 4:29 Uhr. Die nächste Wehe kommt und ich hab das Gefühl, dass ich mitschieben muss… Waaahhhh. Höchste Zeit die Hebamme aus dem Bett zu klingeln. Ich denke noch: „Sorry, bis um 10 Uhr – wie sie am Vortrag sagte – können wir nicht mehr warten.“ Als wir sie dann aber am Telefon haben, erkläre ich – erst noch ganz locker – dass die Fruchtblase geplatzt ist. Der Mann erzählt ihr was von Wehen alle 4 min. Die nächste Wehe/Welle kommt und ich rufe nur noch, dass ich die Wehen nicht mehr stoppen kann, da sie zu schnell kommen und nicht mehr nur alle 4 min. Das hört sie aber gar nicht – sie hört mich nur ATMEN/Tönen und sagt: „Alles klar, ich fahre sofort los.“ Später erzählte sie, dass ihr, als sich mich gehört hat, schon fast klar war, dass sie es wohl nicht mehr pünktlich schafft.
Nach dem Anruf denke ich, ich könnte ja mal die Wanne probieren. Also los! Wasser einlassen, rein steigen. Die Wanne ist halb voll, das ist sehr angenehm, ich knie in der Wanne, töne in den Wellen mit. Das Baby schiebt sich weiter und macht sich Platz, sodass einiges in der Wanne herumschwimmt. Also denke ich: „Wasser wieder raus und neues rein.“ Als das Wasser weniger wird und die Hälfte wieder raus ist denke ich: „Nein – mit Wasser war das angenehmer – ich will MEHR Wasser“ und lasse das Wasser wieder rein. Mit mehr Wasser ist wieder viel angenehmer. Der Mann räumt wieder im Wohnzimmer herum. Ich höre den Großen „Mama“ rufen. Ich rufe den Mann, dass er sich um ihn kümmert und höre ihn dann zu ihm gehen und mit ihm reden. Sie kommen gemeinsam ins Bad und Papa erklärt ihm: „Die Mama kann grad nicht, die kriegt grad ein Baby.“ 
Die nächste Wehe kommt und ich töne. Die beiden verlassen das Bad. Das Wasser entspannt mich und ich erinnere mich an die Geburtsatmung und probiere diese bei der nächsten Welle aus. Ich werde ganz ruhig und atme mit der Geburtsatmung und merke, wie sich das Baby weiter runter schiebt. Ich kann den Kopf fühlen. Krass. Das Baby ist fast da. 
Nach der Wehe ist der Kopf wieder weg. Ok, vielleicht dauert es also doch noch ein bisschen. Aber nur 2 oder 3 Wehen später, die ich weiter ganz ruhig in der Wanne kniend mit der Geburtsatmung das Baby „runter atme“, ist der Kopf geboren. Ich rufe den Mann: „Der Kopf ist da.“ Ich knie über dem Wasser. Er kommt – die nächste Wehe auch und er fängt das Baby auf. „Es ist ein Mädchen“. Es ist 4:54 Uhr. 
Irgendwie hat der Mann tatsächlich zur Geburt noch auf die Uhr geschaut. Ich setze mich in die Wanne und der Mann gibt mir die Kleine auf die Brust. Sie fängt gleich an zu schreien und zu zittern. Es ist ja noch verhältnismäßig wenig Wasser in der Wanne. Der Mann ruft den Großen, der sich währenddessen unter die Decke gekuschelt hatte: „Das Baby ist da“, und reicht mir ein Moltontuch um das Babymädchen einzuwickeln. Der frisch gebackene große Bruder kommt ins Bad geguckt und schaut staunend. Der Mann holt mit ihm zusammen die Kamera und macht mit dem Großen auf dem Arm die ersten Bilder. Es klingelt. Die Hebamme kommt – nur 4 min nach der Geburt. Der Mann empfängt sie an der Gegensprechanlage grinsend mit den Worten: „Zu spät“. Und das obwohl sie super schnell war und nur 25 min gebraucht hat! Sie sagt sie hört das kleine zitternde Baby schon bis unten schreien. Wir wohnen im 4. Stock... 
Sie kümmert sich als erstes darum, dass das Babymädchen noch wärmer mit einem Handtuch eingepackt wird und legt auch mir ein Handtuch um, da ich zitter... besonders warm hatten wir das Bad in der kurzen Zeit ja nicht geheizt. Sie lässt noch mehr Wasser in die Wanne und übergießt die Handtücher der Kleinen mit warmem Wasser um sie zu wärmen. 
Gegen halb 6 wird die Plazenta geboren und das Babymädchen anschließend abgenabelt. Danach ziehen wir ins Bett um und das Babymädchen stillt das erste Mal ins Handtuch eingekuschelt. Unsere Hebamme kontrolliert währenddessen die Plazenta. Der große Bruder findet das total spannend und will an den folgenden Tagen immer wieder die Fotos vom Mutterkuchen sehen. Danach macht die Hebamme die U1 und zieht das Babymädchen an. Wiegen verschieben wir auf den ersten Wochenbettbesuch am Abend, da sie die Waage in der Schnelle vergessen hat. Aber sie schätzt sie fast auf 3500 g, obwohl die vorherigen Schätzungen alle von einem etwas kleineren Baby um die 3000 g ausgingen. Nachdem sie mich noch auf Verletzungen untersucht, verabschiedet sie sich gegen dreiviertel 8 bis zum ersten Wochenbettbesuch am Abend. Wir kuscheln uns ins Familienbett und meine beiden Kinder stillen jeweils an einer Brust.
So ist unser kleines zufriedenes Babymädchen in unserer Familie angekommen. Es war eine schöne Geburt. Eine Familiengeburt kann man ja sagen, wie ich es mir gewünscht hatte und wie wir es nicht besser hätten planen können. Aber die Babys haben ja meist genau das richtige Timing. Und auch wenn alle sagen, dass das ja aufregend sein muss, fand ich es eher total natürlich. Ich bin so dankbar, dass ich diese wunderschöne Hausgeburt erleben durfte und für die gute Hebammenbetreuung in Schwangerschaft, rund um die Geburt und im Wochenbett.

Eure Yvonne

Donnerstag, 11. Mai 2017

Gastartikel: Der Schatz im Verborgenen (Peggy Scharl, Ernährungsberaterin)

#Babyledweaning #Ernährung #Kinder #intuitives Essen
#peggyscharl #ErnährungfürKinder&Shiatsu #wandelbar

Fotografie: pixabay/ pexels










Heute habe ich erstmals einen Gastartikel für euch und ich freue mich sehr! Peggy Scharl ist Ernährungs- und Shiatsu-Expertin und arbeitet in Dresden mit Erwachsenen und Kindern in Einzelcoachings und gibt Kurse zum Beikoststart und zum Thema Breifrei sowie Shiatsu-Wohlfühlbehandlungen.

Ich habe Peggy bei einem Mompreneur-Treffen kennengelernt und war sofort von ihrer sympathischen und offenen Art begeistert und von ihrem Spruch: Essen ist Glück! Ich freue mich, dass wir nun zusammen arbeiten und sie heute hier bei mir einen Gastartikel veröffentlicht. Bald wollen wir auch gemeinsame Kurse geben, da sind wir noch in der Planung, Neuigkeiten zu Elternkursen erfahrt ihr hierDas ist übrigens kein bezahlter Artikel, sondern echte interessierte Kooperation ;)

Der Schatz im Verborgenen


Letztens fiel mir in einer Zeitschrift ein Artikel über gesunde Ernährung auf, der einen „neuen Ernährungstrend“ beschrieb. Dabei wird die Aufmerksamkeit auf eine fast vergessene Gabe gelenkt, die in jedem von uns in der Kindheit erblüht und dann oft mangels intensiver Zuwendung und Pflege dauerhaft verkümmerte: die Intuition.

Bei Google finde ich unter dem Begriff  „In·tu·i·ti·o̱n“ 1. unmittelbares, nicht auf reflektierendes Denken gegründetes Erkennen. 2. Eingebung, Ahnung.

Ich beschreibe Intuition als unser Gespür, das Bauchgefühl, es ist eine Verbindung zu unserem Innersten. Dieses Gefühl kann uns leiten und unser Handeln lenken, wenn wir es erkennen und annehmen. 

Toll! dachte ich. Das ist doch mal ein richtig guter Weg, um die tiefen Bedürfnisse, die mit Essen verbunden sind und die starken Gefühle, die eine leckere Mahlzeit auslösen kann, bewusst und erlebbar zu machen und das Essverhalten daran auszurichten.

Kinder essen intuitiv


Also beobachte ich meine Kinder, denn sie leben es mir jeden Tag vor: pures, intuitives Essen.

Meistens kommen Sie schnatternd und völlig aus der Puste von irgendwo her gerannt,  täuschen eine Intensivreinigung der Hände vor und hüpfen vergnügt zum Tisch. Dann wird es spannend, sie beäugen das Angebot auf dem Tisch und scannen in Lichtgeschwindigkeit die schmackhafteste Kombination (oder die mit dem geringsten Risiko, Neues oder Unbekanntes ausprobieren zu müssen). Je nach Ergebnis dieser Analyse folgt dann ein unzufriedenes Grummeln gefolgt von einem mit gespielter Resignation getragenem: „Da muss ich eben hungrig ins Bett gehen!“ oder mich blicken strahlende Augen an und ich bin dann die „superallerbeste Mami auf der ganzen Welt!“

Sie nehmen sich meistens Zeit, um sorgfältig abzuwägen und auszuwählen, was sie essen möchten und was nicht. Sie schauen nach Farben und Formen, fühlen, schmecken und tasten mit allen verfügbaren Sinnen und verlassen sich dabei ganz auf ihr Bauchgefühl. Der Auswahlprozess wird meist begleitet von verbalen Bewertungen, sie sprechen an und aus („… Oh, das sieht heute aber lecker aus!“) und entscheiden intuitiv, was sie probieren möchten.

Sie verlassen sich auf die ehrlichen Signale des Körpers und können sich, wenn wir sie lassen, ganz unverkrampft und selbstbestimmt versorgen. Wir als Eltern geben den Rahmen für eine Mahlzeit vor, indem wir den Ort bestimmen, die Zeit festlegen und eine ausgewogene und gesunde Auswahl anbieten.
Zählte das Mittagessen im Kindergarten heute nicht zu den Top 5 und ist dem entsprechend wenig im Bauch gelandet, dann fällt die Portion beim Abendessen eben etwas größer aus.

Aufnahme von Nährstoffen


Kinder wählen gefühlsbestimmt nach ihren individuellen und momentanen Bedürfnissen aus und regulieren damit auch ganz natürlich die Aufnahme von Nährstoffen. Und nicht zu vergessen, sie aktivieren meist selbständig ihre biologischen Schutzprogramme, die sie vor unliebsamen Erfahrungen bewahren können. So lehnte meine Tochter irgendwann Tomaten ab, die sie bis dahin sehr gern gegessen hatte. Heute wissen wir, dass sie zu dieser Zeit mit einem schmerzhaften Ausschlag am Mund darauf reagierte.

Kinder hören noch auf ihren Bauch, sie aktivieren ihre Intuition und verhalten sich entsprechend. Sie zeigen uns ganz deutlich, wenn sie Hunger verspüren, dass sie satt sind und was sie für eine gesunde Entwicklung brauchen.

Babys, die feste Nahrung essen, drehen den Kopf beiseite um zu zeigen, dass sie nicht mehr weiter essen möchten.

Wir brauchen den Flugzeuglöffel nicht zu starten und auch das „Ein-Löffel-für …“-Spiel nicht zu bemühen. Der Familientisch sollte kein Verhandlungsfeld sein, auf dem es um Belohnungen für aufgegessene Teller und Nachtischverbote geht.

Denn ich finde: Essen ist nicht Erziehung, sondern Beziehung.


Längst haben wir zur Kenntnis genommen, dass Kinder ihr Verhalten am Tisch als ein großes Übungsfeld für das Erlernen von Autonomie und Selbstbestimmung betrachten.

Tatsächlich halten unsere kleinen Lieblinge drei Joker in ihren kleinen, klebrigen Händchen: Schlafen, Ausscheiden, Essen. Die (über-) lebenswichtigen Fähigkeiten, die wohl auch das größte Potential für Missverständnisse und Konflikte in Eltern-Kind-Beziehungen beinhalten.

Doch was passiert, wenn wir die Entscheidung unserer Kinder akzeptieren?

Etwas ganz Großartiges! Denn wir vermitteln ihnen, dass sie ein gleichwertiges Wesen im Mikrokosmos Familie sind, dessen Handlungen einen Wert haben, den die gesamte Familie teilt. Daran wachsen Kinder in ihrer persönlichen Entwicklung, wir können den Stolz in den leuchtenden Augen sehen und bestärken den kleinen Menschen darin, eigene Entscheidungen zu treffen. Und plötzlich hat die gemeinsame Mahlzeit nicht mehr den Charakter einer Kampfzone, in der jeder seine Interessen durchsetzen möchte, sondern wird zu einem entspannten und fröhlichen Beisammensein.

Dabei möchten Eltern für ihre Kinder die bestmögliche Versorgung mit Nährstoffen und Kinder wollen essen, was ihnen schmeckt und gefällt. Führen wir diese Interessen zusammen, wird jeder mit seiner Intention anerkannt. Für unsere Kinder öffnen wir damit die Tür zu einer entspannten und gesunden Beziehung zum Essen. Und sie zeigen uns den Weg zu einem großen Schatz, der in der Tiefe des Erwachsenseins verborgen liegt: unserer Intuition.

Eure Peggy

Bei Fragen könnt Ihr euch gern an mich wenden! Ich stehe euch mit Beratungen oder individuellen Kursen zum Beikoststart oder Babyled-weaning zur Seite :)
Telefon: 0172- 35 35 885



Dienstag, 9. Mai 2017

Beziehung statt Erziehung – Einblick in das Elternseminar „Wie viel Erziehung braucht mein Kind?“

Fotografie: Fotolia


In der Vorbereitung meines ersten Elternseminars für Herzensbande war es mir wichtig neben den praktischen Übungen und der gemeinschaftlichen Erarbeitung der Unterschiede zwischen Erziehung und Beziehung auch einen knackigen, aber aussagekräftigen Input zu geben. Ziel des Seminars ist es Eltern oder auch Fachpersonal einen Impuls zu geben, ihr möglicherweise klassisch erzieherisches Handeln (Gehorsam) zu überdenken und die Möglichkeiten für Arbeit in Beziehung (Kooperation) zu eröffnen. Dafür habe ich alles zusammengetragen, was für mich ´Beziehung statt Erziehung` ausmacht und wie die Umsetzung dessen gelingen kann. Denn letztlich soll es kein schönes Konstrukt, sondern im Alltag anwendbar sein.

Dabei habe ich drei Eckpfeiler, welche meiner Meinung nach die Basis des beziehungsorientierten Umgangs ausmachen, herausgearbeitet:

Gleichwertigkeit

Vertrauen

Kooperation

Im Gegensatz zur Erziehung, bei welcher immer ein Machtgefälle zwischen Erwachsenem und Kind vorzufinden ist, zeichnet sich Beziehung durch Gleichwertigkeit aus. Das Machtgefälle fehlt und damit ist die beste Basis für ein gewaltfreies Miteinander geschaffen. Liebe, Annahme, Respekt und Wertschätzung gehören für mich genauso dazu wie auch der Umgang und die Kommunikation aller Beteiligten auf Augenhöhe.

In der Umsetzung bedeutet dies zum Beispiel, dass jede Stimme zählt. Sowohl Erwachsene als auch Kinder können ihre Meinung frei äußern und haben ein Mitspracherecht. Die Meinung des anderen wird auf der Grundlage dessen, dass auch Kinder in ihren Ansichten ernst genommen werden, akzeptiert.

Kinder genauso ernst zu nehmen wie wir Freunde, Kollegen, Ehepartner ernst nehmen setzt Vertrauen voraus. Vertrauen in das Kind als einzigartige Persönlichkeit, welche so wie sie ist, genau richtig ist. Es bedarf keiner Erziehungsziele und Pläne das Kind zu verändern, denn es möchte sich aus sich heraus selbst entwickeln, mit den Eltern kooperieren und in Gemeinschaft einfügen. Katharina Saalfranks „Du bist ok, so wie du bist“ ist hier ein guter Leitsatz und zeigt die Bedingungslosigkeit mit welcher Vertrauen einhergeht.

Im Alltag bedarf es dafür, wie ich finde, vor allem Mut. Mut zu vertrauen, Mut vorzuleben und nicht zu erziehen, Mut zu Alternativen und Mut vor anderen für den eigenen Weg einzustehen. Besonders hilfreich finde ich aber, sich Wissen zur Entwicklung und Bedürfnissen von Kindern, also dem entwicklungspsychologischem Hintergrund, „zuzulegen“: zu lesen, sich auszutauschen oder sich Beratung einzuholen. Denn mit dem Wissen zu den Motiven und Beweggründen von Kindern für bestimmte Verhaltensweisen (z.B.: Lächeln als Mittel der Beschwichtigung und nicht wie oft angenommen als Nicht-ernst-nehmen des Erwachsenen) wird Vertrauen in die kindliche Entwicklung und Kooperationsbereitschaft viel einfacher.

Gerade die Kooperation ist für die praktische Umsetzung von gleichwertigen Beziehungen essentiell. Denn Kooperation ist prinzipiell freiwillig und funktioniert nur gemeinsam.

In der Umsetzung mit Kindern bedeutet das in erster Linie ganz viel (positive) Kommunikation. Also reden, reden, reden und besonders erklären. Kinder können viele Überlegungen, die wir haben oder Erklärungen (warum zum Beispiel etwas kaputt gehen kann) ohne unser Erklären nicht verstehen. Sie sind noch nicht so umsichtig oder vorausschauend und benötigen daher unsere (kommunikative) Begleitung. Natürlich ist Kommunikation hier nicht einseitig gemeint, sondern ganz klar als Dialog. Auch wenn ich Erklären als eines der wichtigsten Elemente sehe, ist Gespräch und Austausch genauso wichtig. So können wir nämlich verstehen, warum Kinder Dinge so tun und nicht anders oder warum ihnen bestimmte Sachen wichtig sind.

Insgesamt geht es also darum positive und konstruktive Familienbeziehungen zu gestalten und dies indem unterschiedliche Bedürfnisse und Verantwortlichkeiten aller verbunden werden. Wichtig ist dabei, dass je jünger das Familienmitglied ist, die Bedürfnisse mehr Vorrang in der Abwägung haben.

Im Seminar gehe ich noch umfangreicher auf die praktische Umsetzung ein und gebe viel Raum für Beispiele aus dem Alltag sowie Austausch oder Fragen.

Wer hat Lust auf das Seminar? Hier geht es zum Elternkurs!


Eure Anne

PS: Wenn euch der Artikel gefallen hat, freue ich mich über liken und teilen :)


Leseempfehlung:

http://www.herzensban.de/2016/11/wieviel-erziehung-braucht-mein-kind.html

Katharina Saalfrank: Was Kinder brauchen

D. Graf, K. Seide: Das gewünschteste Wunschkind. Der entspannte Weg durch Trotzphasen

http://kraetzae.de/erziehung/erziehen_ist_gemein/


Montag, 8. Mai 2017

3 Schritte, die mir in stressigen Momenten helfen bedürfnis- und beziehungsorientiert zu handeln

Fotografie: Fotolia


Ich finde es unheimlich spannend, wie alles miteinander verbunden ist und letztlich eine Artikelreihe entstanden ist: Selbstreflexion als Voraussetzung für beziehungsorientierten Umgang, Glaube als Unterstützer im beziehungsorientierten Alltag und nun soll es um Strategien gehen. Strategien, die uns als Eltern helfen in besonders emotionalen, aufreibenden, herausfordernden Momenten mit unseren Kindern gut zu handeln und einen „kühlen Kopf“ zu bewahren. Strategien, die ich ausprobiert habe und die mir helfen die Bedürfnisse meines Kindes hinter seinem Verhalten wahrzunehmen und auf Beziehungsebene darauf einzugehen.

Leserin Marie brachte mich mit ihrem Kommentar unter dem Artikel zur Selbstreflexion darauf das Thema auszuweiten. Sie schrieb: „Interessant (und auch oft der schwierigste Part) ist auch die Frage nach einer passenden Strategie in den Momenten, wo es brennt. Also wie komme ich überhaupt dahin einfühlsam auf mein Kind reagieren zu können? Was mir hilft: Durchatmen. Zur Not den Raum verlassen. Und wenn es nicht so gelaufen ist wie gewünscht: im Nachhinein reflektieren.“

Da gebe ich ihr völlig recht: es ist der schwierigste Part und diese Strategien bewusst zu sammeln, fand ich sehr spannend und eine gute Ergänzung zu den vorangegangenen Artikeln. Ich habe gemerkt, dass ich in 3 Schritten reagiere: Zurücktreten – Sortieren – Lösung finden. Und diese Schritte möchte ich euch nun vorstellen.

Schritt 1: Zurücktreten

Zurücktreten heißt für mich, innerlich und äußerlich - geistig und körperlich - einen Schritt aus der Situation herauszutreten um einen Moment der Besinnung zu erreichen. Denn nur dann habe ich die Möglichkeit Schritt 2 zu erreichen. Praktisch bedeutet das, dass ich versuche kurz zu „entspannen“ und mir Zeit zu geben. Ich persönlich nutze dafür gern Durchatmen/ Luftanhalten oder einen kurzen Moment mit Gott. Die Möglichkeiten sind endlos und es ist nur wichtig, dass ihr persönlich damit etwas anfangen könnt, einen Bezug dazu habt und es vor allem SCHNELL abrufen könnt. Daher ist Durchatmen und Luftanhalten für mich meist das erste; den automatischen Reflex der Atmung zu durchbrechen, hilft mir beim Innehalten sehr wirkungsvoll. Das darf auch ruhig 3-10 Sekunden dauern. Hier noch ein paar andere Beispiele: Durchatmen, Durchschnaufen, Zählen, Buchstabieren, zur Seite oder nach oben schauen, sich selbst einen bestimmten Satz oder ein Keyword (z.B. Ruhe) sagen, kurz die Hände falten, Augen schließen.

Schritt 2: Sortieren

Mit Sortieren meine ich, dass man durch das Zurücktreten nun die Möglichkeit hat den ersten Handlungsimpuls (meckern, Nein sagen, genervt sein etc.) loszulassen und sich zu fragen: Was ist jetzt wichtig? Was ist MIR jetzt wirklich wichtig? Handle ich aufgrund von gesellschaftlichen Konventionen und weil andere etwas von mir als Mutter erwarten? Handle ich aus Zeitnot? Was braucht mein Kind gerade? Was will es durch dieses Verhalten ausdrücken?

Zusätzlich hilft mir ein Perspektivwechsel sehr gut. Ich sage dann zu mir, dass ich auch mal ein Kind war, mit genau diesen Bedürfnissen, Nöten und diesem „nervigen“ Verhalten. Dann frage ich mich, was ich mir von meinen Bezugspersonen wünschen würde (häufigste Antwort: mich zu verstehen, mich ernst zu nehmen). Diese Sichtweise ist meist mein letztes Werkzeug um Abspaltung zu vermeiden. Denn durch die Identifikation mit dem Kind ist es nicht mehr möglich seine Gefühle und meine Empathie wegzuschieben. Ich kann mich wieder frei machen für die Wirklichkeit meines Kindes. So hilft mir Schritt 2 dabei, in Beziehung zu bleiben und den Weg für eine (spätere) Selbstreflexion zu ebnen.

Schritt 3: Lösungen finden

Nachdem der erste Impuls „verraucht“ ist und ich mich sortieren konnte, bin ich nun frei Lösungswege, Alternativen und Kompromisse für mich und das Herzmädchen zu finden. Je nach Situation sind diese sehr verschieden, denn an jedem Tag erleben wir als Eltern hunderte von einmaligen Momenten und darunter einige stressige Momente unterschiedlicher Ursachen mit unseren Kindern. Daher sind meine „Lösungsangebote“ längst nicht abschließend oder perfekt. Dennoch habe ich bemerkt, dass ich drei grundsätzliche Strategien habe, die ich je nach „Örtlichkeit“ unterschiedlich anwende und die mir enorm helfen unseren Alltag zu entspannen: Kommunizieren, Alternativen anbieten, Freiräume schaffen

Zu Hause tauchen klassischerweise eher Themen wie beispielsweise kaputt-machen, nicht-anziehen-wollen, weg-rennen, nicht-Zähne-putzen-wollen auf. Wie bei allen Situationen erkläre ich zuerst die Situation und auch warum das jetzt sinnvoll wäre. Wenn das Herzmädchen das nicht möchte, dann biete ich ihr Alternativen an oder lasse ihr ihren Freiraum. Das letztere fällt mir oft schwer, da ich ein sehr strukturierter Mensch bin (ich möchte gern zu einem bestimmten Zeitpunkt los, ich möchte gern Zähneputzen abhaken – aber das sind meine! Wünsche). Daher versuche ich diese Zeiträume für mich sinnvoll zu füllen und nicht herumzustehen, zu warten oder dauer-redend hinter ihr herzulaufen. Ich erledige etwas im Haushalt, mache etwas, was mir gut tut, lese, schaue Post durch. Eine gute Idee für diese Situationen wäre es eine Liste oder einen gut sichtbaren Stapel/ Ort zu Hause zu haben, wo solche zeitlich kurz zu schaffenden Dinge liegen – falls ihr auch so voller Tatendrang seid wie ich, ansonsten hinsetzen und chillen ;). Bei uns klappt es auch je nach Anliegen gut am Ort des Geschehens kurz zu warten: im Bad oder auch angezogen schon mal vor die Tür zu treten.

Unterwegs liegen die „Probleme“ meist ganz anders. Auf dem Spielplatz oder mit Freunden ist es vor allem das Thema Teilen, in dem Sinne, dass natürlich jedes Kind in exakt dieser Minute das eine Spielzeug haben muss. Da ist für mich Durchatmen und vermitteln, vermitteln, vermitteln gefordert - also in der Nähe bleiben. Aber sonst ist es auf Spielplätzen, in der Natur oder bei der Runde um den Block relativ entspannt bei uns.

Vorbereiteter begebe ich mich dafür in die „Welt der Erwachsenen“, da wo Geld den Besitzer wechselt oder wo andere Erwachsenendinge wie Ämtergänge o.ä. erledigt werden müssen. Die größten Stressmomente entstehen, wie ich finde, durch falsches Zeitmanagement, fehlende Ablenkung, fehlendes Essen und Trinken und gesellschaftlichen Druck. Ich beobachte, dass wir uns als Eltern meist zu viel vornehmen: flexibel bleiben und erst mal einen Punkt von der to-do-Liste abarbeiten! Konkret heißt Zeitmanagement für mich auch genügend Zeit für Hin- und Rückweg einplanen (interessante Wegentdeckungen oder auch einen Spielplatzabstecher zur geeigneten Zeit); eben den Blick für kindliche Freiräume behalten. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viel schaffbar ist, wenn ich sehe, wann eine Pause nötig ist und wie ich die auch in der kinderunfreundlichsten Umgebung einrichte. Zum Beispiel haben wir meist einen Miniball mit und dann spiele ich mit ihr eben Fußball während wir warten müssen (z.B. auf einem breiten Fußweg oder auch auf einem kleinem Stück Rasen neben dem Parkplatz; den Kindern ist das meist egal: Hauptsache Bewegung, Spaß und nicht mehr so langweiliger Erwachsenenkram). Dann geht es auch mit viel besserer Laune an die nächste Aufgabe. Bei genügend Zeit können Kinder auch super mit einkaufen, rumgucken, im Einkaufswagen ein Buch anschauen, ein kleines mitgebrachtes Spiel machen oder essen. Oft plane ich das mit dem Essen auch gerne taktisch ein: beim Autofahren, bei einem Gesprächstermin oder wenn ich mal schnell von A nach B muss im Buggy.

Am schwierigsten finde ich es aber mich von der Meinung anderer, ob etwas stört oder richtig ist, unabhängig zu machen: in der Straßenbahn auch mal lauter rumzualbern und aus Spaß ihre Kindermütze aufzusetzen, wohlwissend das uns alle zuschauen. Oder aber meine Auffassungen und Werte öffentlich umzusetzen und nicht dem äußeren Druck nachgebend sinnlos zu erziehen. Eben zur Not in einem Beratungsgespräch mein damals 1,5 Jähriges Kind vor Fremden zu stillen, die Sachen im Laden von ihr aus dem Regal ausräumen zu lassen (ich sortiere dann wieder ein) oder ihre Meinung trotz kritischer die-hat-dich-doch-im-Griff-Blicke ernst zu nehmen.

Voraussetzungen

Um überhaupt den Kopf frei zu haben für drei Schritte oder alternative Lösungen, braucht es für jeden ein paar Voraussetzungen, um sich dem überhaupt widmen zu können: Jeder in der Familie sollte (durchschnittlich gesehen) genügend Essen und Schlaf abbekommen. Denn sonst ist der Organismus im Stresszustand und sinnvolle bedachte Lösungen zu finden oder Zurückzutreten werden schwierig. Daher ist dieser Punkt ein erster, der bei Anhäufung stressiger Momente, Streit und Ausraster in der Familie überprüft werden sollte. Wenn es der Fall ist, dann stehen Essen und Schlafen an oberster Stelle!

Kommunikation: reden, reden, reden müssen wir mit unseren Kindern. Ihnen ist noch so vieles unbekannt und neu. Was für uns ganz normal und überschaubar wirkt, ist für sie oft wie für uns der Arbeitsbeginn in einem neuen Berufsfeld: es gibt viele unverständliche Abkürzungen und die Kollegen verschwinden in uns unbekannten Räume. Daher müssen wir unbedingt im Gespräch bleiben: erklären, was heute ansteht, wohin wir gehen, was wir dort wollen und wie wir gemeinsam daraus eine gute Zeit machen können.

Mein letzter Punkt ist Organisation. Ich finde Organisation ist oft alles, sowohl in Bezug auf Zeit, auf Abläufe, auf mitzunehmende Dinge als auch darauf das „Gesamtwerk“ im Auge zu behalten. Vorausschauende Planung und Flexibilität haben bei uns schon oft stressige Momente entspannt oder verhindert. Gerade in Bezug auf Anforderungen an Kinder, was sie alles mitmachen (sollen), ist es wichtig den Wochenverlauf im Blick zu haben. Neben all dem Freunde treffen, Freizeitaktivitäten, am Wochenende bei der Familie, Einkauf und Erledigungen ist es wichtig Ruhetage, auch mal eine Ruhewoche oder zumindest von Kind selbstbestimmte Freiräume einzuplanen, erst recht nach  erlebnisreichen und anstrengenden Stunden bei der Tagesmutter oder im Kindergarten.

Fazit

Zusammenfassend habe ich also in stressigen Momenten folgendes Schema im Kopf: Durchatmen– Nachdenken – Handeln. Das heißt konkret, dass die ersten zwei Schritte mehr Zeit kosten, als ich es vielleicht früher gewohnt war, denn ich reagiere nicht sofort. Das hat gleichzeitig den Vorteil, dass ich noch einen Moment länger beobachten kann und sich schon so manches Mal ein „Problem“ aufgelöst oder zumindest abschwächt hat. Zusätzlich habe ich Zeit zum Nachzudenken, zum Sortieren und Reflektieren. Dann weiß ich genau: So möchte ich jetzt handeln! Das möchte ich jetzt sagen! Lieber länger überlegt und abgewartet als etwas „rausgeplautzt“, dass sich dann als kontraproduktiv herausstellt.

Ich denke (aufgrund von Beobachtungen und Gesprächen), dass viele Eltern das Gefühl haben, sie müssen sofort reagieren und auch sofort genau richtig. Zurückrudern oder Kompromisse eingehen kommt aber wiederum dann für viele nicht in Frage. Konsequenz ist ein anderes Thema, dennoch landen wir auf diese Weise schnell in einer Spirale von Aktion und Reaktion (kindliche Aktion und Meckern, kindliche Aktion und Meckern usw.). Die angesehenen gesellschaftlichen Werte Effektivität und Effizienz können uns in der Interaktion mit unseren Kindern eher behindern. An dieser Stelle sind Geduld und Umsichtigkeit sinnvoller und tragen aus meiner Sicht am besten zu einem wertschätzenden und gleichwertigen Umgang in der Familie bei. Wir dürfen uns Zeit lassen. Wir müssen nicht sofort eine Antwort oder Meinung haben. Nicht in der ersten Sekunde. Nach 30 Sekunden oder gar einer Minute können wir ebenso gut auf die Situation eingehen (Notfallsituationen natürlich ausgeschlossen) und haben den Vorteil dann entspannter und zielsicherer zu handeln.

Was hilft euch im Alltag? Welche Strategien habt ihr entwickelt? Ich freue mich auf eure Ideen!

Eure Anne


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