Sonntag, 24. Dezember 2017

Interview mit Kathrin vom Blog "Nestling"

Fotografie: pexels




Liebe Kathrin,

ich danke dir von Herzen, dass du gleich zugesagt hast das letzte Türchen meines Herzensbande-ADVENTskalenders mit Leben zu füllen. Seit meiner ersten Schwangerschaft verfolge ich deinen Blog, deine wunderbaren Texte und Tipps sowie euer Familienleben. Besonders dieses Jahr war es ja außergewöhnlich spannend mit eurer Auswanderung nach Amerika in den Norden von New York – Hut ab! Ich freue mich auf deine Antworten und dich als Bloggerin über „liebevolle Erziehung im modernen Gesellschaftswahnsinn“ (wie du deinen Blog selbst beschreibst) dabei zu haben J

Tatsächlich ist heute der 4. Advent und gleichzeitig Heilig Abend, dass heißt wir hatten dieses Jahr die kürzest mögliche Weihnachtszeit und auch „weniger“ Zeit für Weihnachtsvorbereitungen und -erlebnisse: Hast du es als „zu kurz“ empfunden und was war für dich das Schönste an der Weihnachtszeit?

Da hier in New York sofort nach Thanksgiving (23. 11. 2017) die Weihnachtszeit eingeläutet wird, hatten wir einen vollen Weihnachtsmonat und somit ausreichend Zeit, um ordentlich in Stimmung zu geraten. Eine schöne Überraschung war die große Ladung Schnee Anfang Dezember, die eine herrlich weihnachtliche Stimmung zauberte. Was mir hier außerdem gut gefällt, sind die hübsch dekorierten und mit vielen Lichterketten behangenen Häuserfronten. Genau mein Geschmack!

Und was war das Schönste für deine Tochter und deinen Sohn?

Unsere Große (6 Jahre) hat seit drei Jahren auf Schnee gewartet. Dementsprechend groß war die Freude bei ihr, als wir endlich rodeln gehen konnten. Der Bub war ebenfalls schwer begeistert von der weißen Pracht. Sie waren außerdem ganz aufgeregt, als wir unser Haus weihnachtlich schmückten (haben wir in Deutschland nie gemacht) und wir es uns drinnen wunderbar heimelig machten. Adventskalender öffnen, Duftkerzen anzünden, Baumschmuck basteln, Plätzchen backen, Weihnachtsbücher lesen: Hier gab es das ganze Weihnachtsprogramm. So viel Zeit miteinander und schöne Sachen erleben – das fanden sie beide großartig.
   
Welche Unterschiede zwischen der deutschen und der amerikanischen Weihnachtszeit habt ihr wahrgenommen, was vielleicht am meisten vermisst?

Viele Amerikaner stellen bereits Anfang Dezember ihren Weihnachtsbaum auf und sie schmücken wie gesagt gerne und teils echt übertrieben ihre Häuser. Letzteres mag ich sehr. Dafür gibt es hier (außer in New York City) keine Weihnachtsmärkte (entsprechend weder Glühwein, gebrannte Mandeln noch Reibekuchen). Der Nikolaus kommt nicht, die Kinder öffnen keinen Adventskalender und zünden keinen Adventskranz an. Zumindest in unserem Umfeld nicht. Vermisst habe ich lediglich die typisch deutschen Weihnachtsleckereien, aber ansonsten gefällt mir der Mix aus unseren gewohnten Bräuchen und der amerikanischen Art Weihnachten zu feiern.

Was gibt es an Heilig Abend bei euch zu essen? Deftiger Braten, Kartoffelsalat mit Würstchen oder eine neue amerikanische Tradition?

Wir feiern Heiligabend das erste Mal zu viert und es wird ein ganz besonderes Weihnachtsfest, denn ich habe uns Plätze im Polar Express gebucht. In New Jersey gibt es nämlichen einen Polar Express Zug (angelehnt an das gleichnamige Buch), der zum Nordpol fährt. Da dieses Ereignis mitten am Tag stattfindet und wir etwa eine Autostunde hinfahren, gibt es für uns wahrscheinlich nur Fingerfood im Auto, um auf Deine Frage zu antworten. Dass Essen ist für mich dieses Jahr absolute Nebensache. Keiner von den dreien weiß nämlich, was ich geplant habe und so hoffe  ich sehr, dass diese Überraschung meine Liebsten allesamt vom Hocker reißt J

Nach den Feiertagen steht bald das nächste Fest an: Silvester. Wie feierst du am liebsten – im kleinen oder großen Kreis?

In Deutschland haben wir Silvester immer ganz klein mit engen Freunden, leckerem Essen und vielen, lustigen Spielen gefeiert. Für dieses Jahr habe ich noch gar keine Pläne – im Zweifelsfall genießen Thomas und ich, einen romantischen Abend zu zweit.

Wenn ich auf dein Jahr 2017, welches ich über deinen Blog mit Spaß verfolgt habe, zurückschaue dann ist der Umzug in die USA mit allen neuen Hürden und Anfängen für alle deine LeserInnen sicherlich sehr eindrücklich. Wie nimmst du das nun im Rückblick wahr und welche Höhepunkte 2017 fallen dir spontan ein?

Die Auswanderung war definitiv ein Höhepunkt, den kein anderes Ereignis toppen kann. Im Grunde nahm dieser gewaltige Umzug das komplette Jahr 2017 ein
- gedanklich, emotional und selbstverständlich auch physisch. Unsere Auswanderung war aufregend, nervenaufreibend, anstrengend, aber auch eine der besten Erfahrungen, die wir als Paar und als Familie sammeln konnten.

Rückblickend kommen mir der eigentliche Umzug und all die kleinen Anfangshürden schon sehr weit entfernt, irgendwie unwirklich und nur noch halb so schlimm vor. Es fühlt sich erstaunlich  normal an hier zu wohnen. Wirklich
beeindruckend wie schnell man sich an eine neue Heimat und Lebenssituation gewöhnen kann.

Hast du schon neue Vorsätze oder Projekte für das neue Jahr, an denen du gerne arbeiten würdest und wenn ja, welche?

Mal davon abgesehen, dass ich persönlich nicht viel von guten Vorsätzen zum Jahresanfang halte, hat mich der Alltag mit den Kindern und erst Recht unsere Auswanderung eines gelehrt: „Das Leben ist nicht planbar.“

Klar habe ich einige kleine Projekte für meinen Blog im Kopf und es wäre schön, wenn ich wieder etwas mehr Zeit zum Schreiben fände. Aber auch 2018 liegt mein Hauptfokus darauf, dass es jedem von uns vieren hier in New York gut geht. Noch sind wir nicht 100%ig hier angekommen und Thomas ist beruflich arg eingespannt. Dementsprechend fungiere ich als Bindeglied, manchmal im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn es mir gelingt, uns gesund und emotional stabil durch das Jahr  2018 zu manövrieren, bin ich schon glücklich. Das ist im Grunde mein größtes Projekt.

Zwei kurze Blicke in die Vergangenheit, die dich bis heute prägen:

Mit 19 reiste ich ein Jahr lang auf eigene Faust durch Australien (ich hatte ein „Work & Travel Visum“ und arbeitete unter anderem fünf Monate als Jilleroo (australisch für Cowgirl) mit Aborigines zusammen auf einer Rinderfarm). Von 2008-2010 studierte ich in York (Großbritannien) und kam mit meinem Master wieder Heim. Beides eventuell ungeahnt gesetzte Grundsteine für unsere Auswanderung nach New York ;)

Was war dein erster Berührungspunkt mit Attachment Parenting?

Die Geburt meiner Tochter (2011) und das Gefühl sie immer bei mir haben und auf sie aufpassen zu wollen, egal was die anderen dazu sagen.

Was hast du als „Wichtigstes“ von deinen Eltern bis heute mit ins Erwachsenenleben mitgenommen?

Diese Frage musste ich zugegebenermaßen an meine drei älteren Geschwister weiterreichen, weil mir dazu keine positive Antwort einfallen wollte. Unsere Eltern waren hart, Schimpfe und Schläge standen an der Tagesordnung. Aber auch sie konnten nichts dazu beitragen.

Es gibt dennoch zwei wichtige Dinge, die mich meine Eltern gelehrt haben. Zum einen hart zu arbeiten, was dahingehend positiv ist, dass ich nahezu alles, was ich wollte, erreicht habe. Zum anderen wie furchtbar das Gefühl ist, nicht geliebt zu werden. Mich prägte dieser Schmerz herb, er führte aber auch dazu, dass ich es mit meinen Kindern gänzlich anders machen wollte. Ich kann die unschönen Elternstimmen in meinem Kopf zwar nicht komplett ausknipsen, aber ich bin immerhin ein guter Beweis dafür, dass Menschen, die in ihrer Kindheit geschlagen werden, nicht zwangsläufig ihre eigenen Kinder schlagen.

Zum Abschluss noch eine praktische Frage: Was ist deine schlagfertigste Antwort auf „Du verwöhnst dein Kind aber sehr“?

Stimmt! Toll, oder? J

Kathrin
Ich danke dir für deine Zeit und die interessanten Antworten und wünsche dir wunderschöne, besinnliche Weihnachten mit deiner Familie J

Alles Liebe, Anne.


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