Als Teil meiner „Mit Kindern kommunizieren“-Reihe habe ich Kerstin Höfler, als Sprachtrainerin eingeladen, und mit ihr über das herausfordernde Thema, wie wir schwierige Themen mit den Erziehern unserer Kinder besprechen können, gesprochen.
Kerstin, schön dass du da bist! Magst Du Dich erst
einmal vorstellen?
Ja, gern. Ich bin Kerstin Höfler, Sprach- und
Kommunikationstrainerin. Ich bin verheiratet und lebe in einer
Patchworkfamilie. Wir haben fünf erwachsene Kinder.
Du hast mir erzählt, dass du nach dem LINGVA
ETERNA Programm arbeitest – was bedeutet das?
Ich war in den letzten acht Jahren auch Sprachberaterin in
einem Kindergarten.
Ich habe zwei Sprachprojekte des Familienministeriums
„Sprache&Integration“ und „Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“
begleitet. Meine Aufgaben waren sprachanregende Situationen im Alltag für alle
Kinder zu schaffen, meine KollegInnen und die Eltern zu beraten.
Bei einer Fortbildung habe ich das LINGVA ETERNA Sprach- und
Kommunikationskonzept kennengelernt. Ich war begeistert und habe mehrere
Ausbildungen dazu gemacht. Ich halte Vorträge zu Elternabenden und gebe
Seminare und Workshops für Pädagogen, Therapeuten und im Gesundheitsbereich.
Bei LINGVA ETERNA geht es um die differenzierte Wirkung der Sprache. Sprache
wirkt – jedes Wort was wir sagen wirkt auf uns und unseren Gesprächspartner.
Das ist uns oft nicht bewusst.
Ich habe Dir drei Beispiele mitgebracht.
1.
In unserer Alltagssprache sagen wir oft das Wort
schnell. „Ich koch mal schnell Nudeln.“ Die Nudeln brauchen aber 9
Minuten. Wenn ich so spreche mache ich mir und auch meinem Gesprächspartner
Druck. In dieser Situation kann ich „schnell“ leicht weglassen. „Ich koche die
Nudeln.“ Damit wirke ich ruhiger und souveräner.
2.
Wir sagen auch oft, was wir nicht haben wollen.
„Lass die Jacke nicht auf dem Boden liegen!“ Ja, was stattdessen? „Bitte häng
Deine Jacke an die Garderobe.“
Damit sagen wir klar was wir erreichen
wollen.
3.
Das Kind sagt: „Mama, darf ich was Süßes?“ Ja, was
– essen, kaufen, lutschen…? Nach dem Modalverb „dürfen“ ist in der Grammatik am
Ende des Satzes ein Vollverb erforderlich. Die Grammatikregeln lernen die
Kinder von uns Erwachsenen. Wir sind Sprachvorbilder.
Heute geht es uns um das Thema: „Unbequeme Themen
in der Kita ansprechen“. Welche Tipps kannst Du Eltern dafür mit auf den Weg
geben?
Zuerst möchte ich für eine sensible Wortwahl plädieren. Wenn
wir auf die Bedeutung der Wörter schauen, dann ist „unbequem“ das Gegenteil von
„bequem“. Bequem heißt übersetzt – leicht, mühelos, angenehm. Die Vorsilbe „un“
ist eine Verneinung. Somit meine ich das Gegenteil – es ist anstrengend, ich
habe Mühe, ich empfinde Missbehagen.
Ich gebe dem Wort eine Bedeutung. Somit bin ich
auch in einer entsprechenden Stimmung oder ich habe ein entsprechendes Gefühl
dazu. Dann wird mir im Vorfeld schon das ganze Gespräch unangenehm, schwer oder
schwierig. Ich kann es auch anders formulieren. Ich führe mit der ErzieherIn
ein sachliches Gespräch. Ich will eine Lösung finden.
Bei LINGVA ETERNA gibt es ein einfaches Kommunikationsmodell.
Es ist einfach und leicht und hat fünf Schritte. Ich wende es immer für meine
Gespräche an.
Meine Tipps für Eltern sind:
1.
Sei Dir klar um was es Dir im Gespräch geht. Was
ist Deine Gesprächsabsicht – die Intention?
2.
Sprich Deinen
Gesprächspartner wertschätzend an – Kontaktaufnahme.
3. Gib den Gesprächsrahmen vor. Was ist dein Ziel?
4. Diskurs –
Sage klar um was es Dir geht.
Was ist Dir
wichtig? Welche konkreten, machbaren, realistischen Ideen bringst Du mit? Frage
Deinen Gesprächspartner: „Wie sieht die Lösung aus?“ oder „Wie meinen Sie das?“ Erfrage
Informationen! Bleibe wertschätzend! Bleibe ruhig und gelassen! Beende auch das
Gespräch, wenn Dein Gesprächspartner unsachlich ist!
5. Abschluss – Auch wenn Du heute noch keine Lösung gefunden hast,
finde einen neuen Gesprächstermin. Schließe das Gespräch ab mit einem Dank und
einer Verabschiedung. „Ich danke Ihnen für das Gespräch.“
Ich fasse
nochmal zusammen:
-
Sprache ist unser Mittel
zur Verständigung.
-
Wir geben unsere
Ausdrucksweise, unsere Wortwahl und unsere Grammatik an die Kinder weiter.
-
Wir sind Sprachvorbilder
für unsere Kinder.
- Mein Ziel
ist es, Eltern für die Wirkung ihrer Sprache zu sensibilisieren. Ich zeige
ihnen, wie die Kommunikationen mit ihren Kindern und anderen Menschen leicht
und erfolgreich gelingen kann. Damit stärken sie sich und ihre Kinder.
Vielen
Dank für diese vielen Tipps!
Wer Kerstin
noch näher kennenlernen möchte, findet hier ihre Webseite und hier das Video
zum Interview.
Und wer
mehr zur Kommunikation mit Kindern lernen möchte, kann sich für meinen
kostenfreien Workshop „Kindgerecht Kommunizieren mit der Gewaltfreien Kommunikation“ am 1.9.21 teilnehmen. Klicke hier und melde dich an!
Deine
Anne
Literatur
Kerstin
Höfler
„Sprachliche Bildung in
Kindertagesstätten“ Band 2
ISBN 978-3-947437-03-0
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