Ich bin so wütend motzt ein 7jähriger während er mit seiner Oma und seiner Mama den Laden neben meinem Kursraum verlässt. „Du bist wütend?“ fragt ihn die Oma. „Ja“ sagt er. „Und warum“ fragt sie ihn noch. „Na, weil ich die Schuhe nicht kaufen kann. Die sind zu klein.“
Ich muss lächeln und freue mich.
Ich finde es immer bemerkenswert, wenn Kinder so klar sagen können, was sie
fühlen und erst recht warum. Welche eine Leistung! Welch eine Reflexion! Das
kann manch Erwachsener nicht leisten.
In meinen Fortbildungen und Coachings erkläre ich immer,
dass der Umgang mit Gefühlen und besonders mit Wut ähnlich dem
Laufenlernen ist: wir können es nicht beschleunigen und jedes Kind hat sein
eigenes Tempo, aber wir müssen es trotzdem genauso geduldig begleiten. Im
Gegensatz zum Laufen lernen, dauert der Umgang mit Gefühlen und das Erlernen
von Bewältigungsmechanismen ein paar Jahre. In dieser sogenannten Autonomiephase brauchen
Kinder unsere feinfühlige Begleitung mit trösten, erklären, Lösungen anbieten
und einfach da-sein. Glückt uns das gut, haben wir im besten Fall Kinder die
sagen können: „Ich bin so wütend“
Und das ist wundervoll. Denn es
geht nicht darum, dass Kinder lernen wegzufühlen und die starken Gefühle wie
Wut, Verzweiflung, Trauer einzudämmen, sondern damit umzugehen. Der erste
Schritt ist dafür immer das Erkennen, was gerade los ist: „Ich bin so wütend“
Wie können wir unseren Kindern in
ihrer Wut helfen? Was können wir
machen, wenn Legosteine fliegen, ein anderes Kind gebissen wird oder ich als Mama
intensiv angebrüllt werde?
1.
Für Schutz sorgen:
also beispielsweise die Legosteine wegstellen, das Kind hochnehmen oder
selbst ein paar Schritte Distanz aufbauen, um mein Gehör zu schützen
2.
Alternativen
anbieten: Kuscheltierbox zum Werfen
herholen, einen Beißring holen oder ein Kissen zum Reinbrüllen anbieten
3.
Für weitere Situationen: Vorbeugen
Diesen dritten und letzten Punkt
finde ich am wichtigsten, denn im Nachhinein in Ruhe über Wut und andere
Gefühle zu sprechen ist für Kinder sehr hilfreich. In diesem Gespräch (angepasst
ans Alter ab 2 Jahren gut möglich) kann ich mit dem Kind besprechen, was es
sich wünschen würde und welche anderen Lösungen das Kind beim nächsten Mal
ausprobieren könnte. Dieser Austausch hilft dem Kind sich und andere zu
verstehen und immer besser mit seiner starken Wut umzugehen. Dies ist also ein
Prozess und nicht mit einem Gespräch geklärt.
Hilfreich kann
es auch sein Bücher, Hörbücher oder kleine Videos zu dem Thema
mit dem Kind zusammen zu schauen. Gerade für kleinere Kinder finde ich das Buch
„Wenn ich wütend bin“ (unbezahlte Werbung) von Nanna Neßhöver und Eleanor
Sommer ideal. Es wird auch von meinen drei Kindern sehr gemocht.
Wenn dir der Artikel gefällt, freue ich mich über Teilen und Liken!
Eure Anne
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