Donnerstag, 26. Januar 2017

Beziehung statt Erziehung – Einblick in das Elternseminar „Wie viel Erziehung braucht mein Kind?“

Fotografie: Fotolia


In der Vorbereitung meines ersten Elternseminars für Herzensbande war es mir wichtig neben den praktischen Übungen und der gemeinschaftlichen Erarbeitung der Unterschiede zwischen Erziehung und Beziehung auch einen knackigen, aber aussagekräftigen Input zu geben. Ziel des Seminars ist es Eltern oder auch Fachpersonal einen Impuls zu geben, ihr möglicherweise klassisch erzieherisches Handeln (Gehorsam) zu überdenken und die Möglichkeiten für Arbeit in Beziehung (Kooperation) zu eröffnen. Dafür habe ich alles zusammengetragen, was für mich ´Beziehung statt Erziehung` ausmacht und wie die Umsetzung dessen gelingen kann. Denn letztlich soll es kein schönes Konstrukt, sondern im Alltag anwendbar sein.

Dabei habe ich drei Eckpfeiler, welche meiner Meinung nach die Basis des beziehungsorientierten Umgangs ausmachen, herausgearbeitet:

Gleichwertigkeit

Vertrauen

Kooperation

Im Gegensatz zur Erziehung, bei welcher immer ein Machtgefälle zwischen Erwachsenem und Kind vorzufinden ist, zeichnet sich Beziehung durch Gleichwertigkeit aus. Das Machtgefälle fehlt und damit ist die beste Basis für ein gewaltfreies Miteinander geschaffen. Liebe, Annahme, Respekt und Wertschätzung gehören für mich genauso dazu wie auch der Umgang und die Kommunikation aller Beteiligten auf Augenhöhe.

In der Umsetzung bedeutet dies zum Beispiel, dass jede Stimme zählt. Sowohl Erwachsene als auch Kinder können ihre Meinung frei äußern und haben ein Mitspracherecht. Die Meinung des anderen wird auf der Grundlage dessen, dass auch Kinder in ihren Ansichten ernst genommen werden, akzeptiert.

Kinder genauso ernst zu nehmen wie wir Freunde, Kollegen, Ehepartner ernst nehmen setzt Vertrauen voraus. Vertrauen in das Kind als einzigartige Persönlichkeit, welche so wie sie ist, genau richtig ist. Es bedarf keiner Erziehungsziele und Pläne das Kind zu verändern, denn es möchte sich aus sich heraus selbst entwickeln, mit den Eltern kooperieren und in Gemeinschaft einfügen. Katharina Saalfranks „Du bist ok, so wie du bist“ ist hier ein guter Leitsatz und zeigt die Bedingungslosigkeit mit welcher Vertrauen einhergeht.

Im Alltag bedarf es dafür, wie ich finde, vor allem Mut. Mut zu vertrauen, Mut vorzuleben und nicht zu erziehen, Mut zu Alternativen und Mut vor anderen für den eigenen Weg einzustehen. Besonders hilfreich finde ich aber, sich Wissen zur Entwicklung und Bedürfnissen von Kindern, also dem entwicklungspsychologischem Hintergrund, „zuzulegen“: zu lesen, sich auszutauschen oder sich Beratung einzuholen. Denn mit dem Wissen zu den Motiven und Beweggründen von Kindern für bestimmte Verhaltensweisen (z.B.: Lächeln als Mittel der Beschwichtigung und nicht wie oft angenommen als Nicht-ernst-nehmen des Erwachsenen) wird Vertrauen in die kindliche Entwicklung und Kooperationsbereitschaft viel einfacher.

Gerade die Kooperation ist für die praktische Umsetzung von gleichwertigen Beziehungen essentiell. Denn Kooperation ist prinzipiell freiwillig und funktioniert nur gemeinsam.

In der Umsetzung mit Kindern bedeutet das in erster Linie ganz viel (positive) Kommunikation. Also reden, reden, reden und besonders erklären. Kinder können viele Überlegungen, die wir haben oder Erklärungen (warum zum Beispiel etwas kaputt gehen kann) ohne unser Erklären nicht verstehen. Sie sind noch nicht so umsichtig oder vorausschauend und benötigen daher unsere (kommunikative) Begleitung. Natürlich ist Kommunikation hier nicht einseitig gemeint, sondern ganz klar als Dialog. Auch wenn ich Erklären als eines der wichtigsten Elemente sehe, ist Gespräch und Austausch genauso wichtig. So können wir nämlich verstehen, warum Kinder Dinge so tun und nicht anders oder warum ihnen bestimmte Sachen wichtig sind.

Insgesamt geht es also darum positive und konstruktive Familienbeziehungen zu gestalten und dies indem unterschiedliche Bedürfnisse und Verantwortlichkeiten aller verbunden werden. Wichtig ist dabei, dass je jünger das Familienmitglied ist, die Bedürfnisse mehr Vorrang in der Abwägung haben.

Im Seminar gehe ich noch umfangreicher auf die praktische Umsetzung ein und gebe viel Raum für Beispiele aus dem Alltag sowie Austausch oder Fragen.

Wer hat Lust auf das Seminar? Hier geht es zum Elternkurs!


Eure Anne

PS: Wenn euch der Artikel gefallen hat, freue ich mich über liken und teilen :)


Leseempfehlung:

http://www.herzensban.de/2016/11/wieviel-erziehung-braucht-mein-kind.html

Katharina Saalfrank: Was Kinder brauchen

D. Graf, K. Seide: Das gewünschteste Wunschkind. Der entspannte Weg durch Trotzphasen

http://kraetzae.de/erziehung/erziehen_ist_gemein/


Donnerstag, 12. Januar 2017

Kindern vertrauen

Fotografie: pexels


In den letzten Wochen hatten wir hier eine kleine Schlafverweigerin zu Hause. Immer hieß es: „Ich will munter bleiben“ „Nicht ins Bett gehen“ und während sie das sagte, fielen ihr eigentlich schon die Augen zu. Auch beim Thema Auf-Toilette-gehen war es ähnlich: „Nein, nicht pullern“ „Nicht auf´s Töpfchen“ Einmal war sie abends auf Toilette und dann erst wieder am nächsten Nachmittag! Ihr schien es sehr wichtig, „ganz alleine“ darüber bestimmen zu können, wann sie schlafen und auf´s Töpfchen gehen wollte und gleichzeitig auch die körperlichen Grenzen dieser Körperfunktionen kennen zu lernen.

Wie reagiert man nun als Eltern? Sollten wir ständig nachfragen? Sollten wir Vorgaben machen, Druck ausüben, die elterliche Macht nutzen? Oder sollten wir ihr die Freiheit geben? Diese Fragen kamen wirklich bei uns auf und tauchen auch bei jeder neuen Situation erneut auf.

Das mit dem Nicht-Schlafen-Wollen trat kurz nach dem Ende des Kindergartens auf und daher waren wir etwas verunsichert, wie sich das Ganze nun entwickelt. Nachdem wir ein paar schlechte erzieherische Anläufe genommen hatten, entschieden wir uns wieder einmal ganz bewusst gegen Zwang und Gewalt. Ich finde es wichtig, als Eltern darüber im Gespräch zu bleiben und immer wieder neu zu wählen und den eigenen Weg zu bestätigen. Auch hier haben wir wieder gemerkt, dass dieser Weg für uns richtig ist. Denn immer wenn wir ansatzweise versuchten Zwang auszuüben, konnten wir die Gegenwehr (also dass unser Bestreben alles noch viel mehr ins Extreme rutschen ließ und auch zu einer Verschlechterung unserer Beziehung zu ihr und somit ihr Vertrauen ins uns zerstörte) sofort beobachten.

Trotzdem haben wir nach kurzer Zeit unsere innere Ruhe, die Gewissheit und das Vertrauen zu unserem Herzmädchen zurückgewinnen können. Keine leichte Übung, so viel Vertrauen zu haben, ihr die Zeit zu geben, die sie gerade braucht, um bestimmte Sachen für sich zu erkennen (z.B.: das Schlaf auch gut tut). Die bisherige Erfahrung als Eltern hat uns gezeigt, dass vieles eine Phase ist, dass das Herzmädchen Dinge ausprobiert, bekannte Strukturen durchbricht, um neue Erfahrungen zu machen. Dann aber meist von selbst in diese Strukturen zurückkehrt oder sich neue für alle gut vereinbare bilden.

Mittlerweile (nach ca. 2-3 Wochen) geht sie wieder sehr gern ins Bett oder sagt wie vorher, dass sie müde ist und gerne schlafen möchte. Diese Freiheit, dass sie uns das so mitteilen kann, habe ich sehr geschätzt und bin froh, dass wir diese nun wieder haben.

Nach diesen  Wochen sprach ich mit einer Freundin darüber und sie fragte mich, ob die Phase wirklich einfach vorbei gegangen sei oder ob wir irgendetwas getan haben. Ja, sie war einfach vorübergegangen, wie schon viele andere Phasen oder besonderen Bedürfnisse, die sie zeitweilig hatte (wie beruhigend für uns und auch alle anderen Eltern: es ist alles eine Phase).  Und ja, wir hatten etwas getan: Nichts was vielleicht in gängigen Erziehungsratgebern bei solchen Fällen stehen würde, aber was für uns absolut sinnvoll ist. Wir hatten ihr vertraut.

Im Rückblick wurde mir bewusst, wie dieses Vertrauen gewachsen war. Seit sie auf der Welt ist haben wir ihr vertraut, hingehört und ihre Bedürfnisse wahrgenommen und erfüllt. Daraus ist eine wunderschöne Beziehung entstanden, welche sich wiederum an ihrem bedingungslosen Vertrauen uns gegenüber zeigt. Zum Beispiel lässt sie sich gern ohne uns vorzuwarnen, wenn sie erhöht steht, in unsere Arme fallen (ohne dass wir diese aufhalten würden in den Moment). Sie weiß einfach, dass sie immer offen sind und wir sie immer auffangen würden. Natürlich kann es physikalisch mal daneben gehen, aber was es mir deutlich zeigt ist, dass unsere Beziehung gegenseitig aus bedingungsloser Liebe und Vertrauen besteht. Das macht uns alle hier sehr glücklich und daher merken wir auch sehr schnell, wenn wir mal daneben schießen, was das für eine Konsequenz auf unsere Beziehungsqualität hat (Ablehnung, Aggression, Flucht in extreme Verhaltensweisen) und kehren somit immer wieder schnell der Erziehung im herkömmlichen Sinn den Rücken.

Wenn eure Kinder also nicht schlafen, auf´s Töpfchen gehen, Essen oder Händewaschen (bei uns nun gerade das nächste ungeliebte Thema ;) ) oder anderes nicht wollen. Gebt ihnen Zeit, bietet Alternative an und vertraut ihnen. Sie wissen ganz genau, warum das gerade so wichtig für ihre Entwicklung ist.

Wie geht ihr mit euren kleinen Verweigerern um?

Eure Anne.

Donnerstag, 5. Januar 2017

Altes Jahr, neues Jahr – Herzensbande ergrünt

Fotografie: Anne Siedentopf


Am Silvesterabend saßen wir in gemütlicher Runde mit Freunden zusammen und haben - auch wenn keiner von uns daran glaubt -Bleigießen gemacht, um dem Australier in unserer Runde diese Tradition zu zeigen. Also saßen wir da, ließen das Blei auf dem Löffel heiß werden, warteten bis es schmolz und warfen es dann in das kalte Wasser, um zu sehen, was daraus entsteht.  Da kamen schon lustige Gebilde heraus und die Interpretationen waren noch lustiger, regten aber auch zum Nachdenken an. Mein „Ergebnis“ könnt ihr oben sehen und wir waren uns alle schnell einig, dass das einem Herzen sehr ähnlich sieht. Ich sah darin, dass unsere Herzensbande ergrünen wird, nachdem wir 2016 den Samen gesetzt hatten. Eine schöne Übertragung auf das Geschäftsleben habe ich auch hier gefunden.

Es war eine schöne Zeit gemeinsam um den Tisch zu sitzen und das Schönste daran war, dass jeder reihum, von seinem Jahr berichtete und auf das neue Jahr einen Ausblick gab mit allen Hoffnungen, Wünschen, Träumen und Plänen. Diesen Zauber des Neuanfangs liebe ich sehr an Silvester. Auch wenn sich nüchtern gesehen nicht viel an unserem Leben ändert, bietet der Jahreswechsel eine willkommene Zäsur, einen bewussten Punkt um Innezuhalten und Dinge neu anzugehen.

Als ich dran war stammelte erzählte ich auf Englisch, was mein Jahr 2016 bewegt und gefüllt hatte. Neben einem weiteren tollen Jahr mit meinem Herzmädchen und meinem Mann hatten die meisten Punkte mit meiner beruflichen Entwicklung zu tun. Denn wie schon lange von mir gewünscht, habe ich nun endlich das Gefühl meine Berufung gefunden zu haben. Ich sehe es als großes Glück an, Eltern als Familienberaterin zu unterstützen ihre Kinder frei, respektvoll und gleichwürdig aufwachsen zu lassen und auch noch über diese Themen zu bloggen zu können.

Zu Beginn des Jahres startete ich meine Zusatzausbildung zur Kinder-, Jugend- und Familienberaterin (welche ich in knapp einem Monat abschließen werde!) und erkannte mithilfe meiner Lesesucht von bedürfnis- und beziehungsorientierten Blogs und den Austausch in solchen Gruppen, was ich gerne tun wollte. Das ist soooo ein Riesengeschenk! Ich danke Gott echt, dass alles so wunderbar zusammenpasst und ineinandergreift und ich danke meinem Mann, der mich bei all dem unterstützt.

Das Jahr begann also voller Tatendrang! Denn Anfang 2016 fand ich in Yvonne jemanden, der meine Träume und Auffassungen teilte und somit jemanden, der mit mir in das Abenteuer Selbstständigkeit starten wollte.

Unsere Ausbildungen liefen gut an und so begannen wir allmählich einen Namen für unser Vorhaben zu suchen, den technischen Support auszuwählen, die Webseite aufzubauen, erste Kunden zu beraten. Das füllte die erste Jahreshälfte ziemlich wunderbar. Nie kamen wir so schnell voran, wie wir gerne wollten ;) Aber dafür leben wir mit unseren Kindern so beziehungsorientiert, wie uns das wichtig ist.

Die Vision war ein Riesenantrieb und neue Ideen reiften. So auch die Idee mit dem Blog. Das war und ist vor allem mein Baby, denn Yvonne bekommt ja bald ein zweites und dann gibt es bei uns bestimmt auch wirklich was über Windeln zu lesen, denn dann sind wieder welche im Härtetest.

Die zweite Jahreshälfte war also gefüllt mit der Vorbereitung für den Blog und dem Blogstart. Dieser ist nun vier Monate her und ich habe noch viele Ideen und nur einen Bruchteil von dem geschafft, was ich mir vorgenommen hatte. Die Vorbereitungen für die Hochzeit meiner besten Freundin (ich habe übrigens noch eine zweite: nur damit ihr Bescheid wisst ;) ), mein überraschender  Minijob in der Patientenberatung, Beratungskunden, Fortbildung, Vorbereitung der Selbstständigkeit und nun der fehlende Kindergarten stellen mich vor zeitlich ungeahnte Herausforderungen. Dennoch möchte ich dies nicht missen! Denn auch wenn ich in meinem Leben gefühlt noch nie so viel gearbeitet habe, war ich gleichzeitig - seit ich in der Arbeitswelt bin - noch nie so glücklich. Ich liebe diese Flexibilität und die Möglichkeit Mama-Sein und meine beruflichen Träume zu verbinden.

So war also mein altes Jahr, das wunderbare 2016, welches mir unerwartete Entwicklungen beschert und mir eine Zukunftsvision gegeben hat – DANKE!

Das Jahr 2017 beginnt gerade sich langsam in mein Bewusstsein zu schleichen und auch wenn es zum Großteil noch sehr nebelig und unklar vor mir liegt, gibt es ein paar konkrete Vorhaben, die ich habe.

Zuerst fällt mir da natürlich der Abschluss meiner Ausbildung ein. Ich werde die Fortbildungswochenenden echt vermissen, freue mich aber auch auf den Abschluss und die Möglichkeit dann mehr Zeit zu haben und „richtig“ durchstarten zu können mit den Beratungen. Gern möchte ich auch mehr online-Beratungen anbieten und vor Ort hier in Dresden einen guten Beratungsort finden. Der Traum von den ganz eigenen Räumen wird noch etwas warten, aber darauf bin ich in den nächsten Jahren auch gespannt. Kooperationen entwickeln sich bereits und ich möchte noch mehr netzwerken. Ich bin begeistert wie Internet und Facebook dabei helfen schnell Anschluss zu finden.

Von meinem Mann motiviert möchte ich zudem noch eine weitere Fortbildung als Mediatorin machen, um auch Paaren in Krisen- und Trennungszeiten beziehungs- und bedürfnisorientiert helfen zu können.

Mein größter Wunsch ist aber vor allem mehr Zeit zum Arbeiten, für Recherche für Blogartikel, für Vorbereitungen und Ideen. Das bedeutet, dass ich meine Organisation überdenken muss, besonders jetzt ohne Kindergarten. Damit stehe ich in den Startlöchern und habe bereits meine liebe Schwiegermutti für einen Vormittag in der Woche gewinnen können. Ein paar andere Ideen habe ich auch. Ich bin gespannt, wie sich alles findet.

Inhaltlich dürft ihr in 2017 weitere Buchrezensionen erwarten und ich möchte eine Interviewreihe starten und insgesamt mehr Interviews führen, vor allem zu dem Thema beziehungsorientiert „Erziehen“ mit Glauben, und auch gern ab Sommer Webinare bzw. Kurse hier vor Ort anbieten.

2017 wird also gleichermaßen spannend, voller Herausforderungen und Möglichkeiten zu Wachstum sowohl für mich als auch für den Blog bieten – ich hoffe ihr begleitet mich auf meiner Reise!

Was wünscht ihr euch noch für Themen oder Angebote in diesem Jahr hier bei mir?


Frohes neues Jahr, eure Anne.