Sonntag, 8. Oktober 2017

Hilfe! Der Nestbau hat mich voll im Griff…


Fotografie: Gratisography/ Pexels







Am Donnerstagnachmittag klingelte mein Telefon und meine Klientin rief an. Ich dachte kurz darüber nach, welche Frage sie wohl haben könnte als sie mich plötzlich fragte, ob ich denn noch kommen würde. Kommen? Ich schaute auf die Uhr, es war fünf Minuten nach 16 Uhr und da dämmerte es mir: meine Klienten saßen bereit für unser letztes Beratungsgespräch am Tisch, nur ich war noch zu Hause. Oh je, wie war es möglich, dass ich seit Tagen mit keinem Gedanken daran gedacht hatte?

Irgendwie passiert es mir jetzt immer öfter, dass die Welt da „draußen“, die Welt außerhalb von Schwangerschaft und Familie verblasst. Meine Reaktionsgeschwindigkeit für Nachrichten, Posts oder berufliche Erledigungen ist wahnsinnig langsam. Ich merke, dass mein Fokus vollkommen auf „Ausbrüten“ und Vorbereiten gelegt ist. Mir geht es inzwischen in Bezug auf die Übelkeit richtig gut. Seit letzter Woche (jetzt bin ich in der 21. Schwangerschaftswoche) ist auch das letzte Überbleibsel davon fast vollkommen verschwunden. Das ist wunderbar und befreiend.

Auf der anderen Seite bedeutet das aber auch, dass mindestens die Hälfte meiner Zwillingsschwangerschaft vorbei ist und ich fast 3 Monate lang wenig geschafft habe bzw. auch sehr viel liegen geblieben ist (Wäsche, Bürokratie, Arbeit, Babyvorbereitungen). Ich bin dabei vieles abzuarbeiten und komme Stück für Stück voran, bin aber auch nicht so leistungsfähig wie ohne meine Murmel. Schon allein der tägliche Mittagsschlaf nimmt mir viel Arbeitszeit und die Viren aus dem Kindergarten werden jetzt auch regelmäßig nach Hause getragen, so dass das Herzmädchen immer wieder zu Hause ist oder auch ich durch Erkältung weniger schaffe. Außerdem ist so ein Vormittag verdammt schnell rum, wenn man sein Kind nach dem Mittagsessen schon abholen mag ;)

Also heißt es Prioritäten setzen, Prioritäten setzen, vor allem weil mir schon noch unklar ist, wie lange ich mit der wachsenden Murmel meine to-do-Listen abarbeiten und wann die Mäuse in meinem Bauch überhaupt auf die Welt kommen wollen. Ich hoffe sehr, dass sie sich mindestens bis Anfang nächsten Jahres Zeit lassen, aber anders als in meiner ersten Schwangerschaft habe ich kein Gefühl dafür und fühle mich ängstlicher in Bezug auf die vermehrten Komplikationsmöglichkeiten.

Anders als erwartet bestimmen also Familie, Haushalt und Nestbau meinen Alltag. Ich plane die nächsten Schritte für nötige Umräumungen und Anschaffungen, sortiere aus, putze die Schränke und versuche Stück für Stück alles zu Optimieren, Platz zu schaffen und zu ordnen. Dabei wollte ich doch eigentlich ganz viel bloggen, arbeiten und Zeit für mich haben, wenn die Kindergartenzeit startet.

Und wer ist schuld? Die Hormone! HCG, Östrogen, Progesteron, FSH und wie sie alle heißen haben mich gut im Griff. Die Schwangerschaft ist das Wichtigste und somit dass es mir gut geht und alles für die Zeit danach gut vorbereitet ist. Zudem habe ich hier gelesen, dass sich sogar das Gehirn von Schwangeren so speziell umbildet, dass Forscher anhand von Hirnscans erkennen konnten, ob Frauen Kinder hatten oder nicht und zwar noch bis mindestens bis zwei Jahre nach der Geburt des Kindes. Dabei reduziert sich wohl die Gehirnmasse bei schwangeren Frauen, was die Forscher auf einen Optimierungseffekt ähnlich wie in der Pubertät zurückführen. Wir Schwangeren werden also nicht nur hormonell, sondern auch kognitiv neu aufgestellt. Spannend! Ich finde es immer wieder bemerkenswert, was die Natur, was unser Körper alles vollbringt.

Übrigens habe ich meine Beratung dann spontan doch noch durchführen können. Zum Glück war das Gespräch gleich um die Ecke: Ich habe mich schnell vom Herzmädchen und meiner Schwiegermutti (die glücklicherweise gerade da war) verabschiedet und sauste los zu einem letzten erfolgreichen Beratungsgespräch.

Ging es euch in eurer Schwangerschaft auch so? Oder seid ihr gerade schwanger und etwas unfokussiert? Lasst es mich wissen!


Eure Anne.


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