Dienstag, 9. Mai 2017

Beziehung statt Erziehung – Einblick in das Elternseminar „Wie viel Erziehung braucht mein Kind?“

Fotografie: Fotolia


In der Vorbereitung meines ersten Elternseminars für Herzensbande war es mir wichtig neben den praktischen Übungen und der gemeinschaftlichen Erarbeitung der Unterschiede zwischen Erziehung und Beziehung auch einen knackigen, aber aussagekräftigen Input zu geben. Ziel des Seminars ist es Eltern oder auch Fachpersonal einen Impuls zu geben, ihr möglicherweise klassisch erzieherisches Handeln (Gehorsam) zu überdenken und die Möglichkeiten für Arbeit in Beziehung (Kooperation) zu eröffnen. Dafür habe ich alles zusammengetragen, was für mich ´Beziehung statt Erziehung` ausmacht und wie die Umsetzung dessen gelingen kann. Denn letztlich soll es kein schönes Konstrukt, sondern im Alltag anwendbar sein.

Dabei habe ich drei Eckpfeiler, welche meiner Meinung nach die Basis des beziehungsorientierten Umgangs ausmachen, herausgearbeitet:

Gleichwertigkeit

Vertrauen

Kooperation

Im Gegensatz zur Erziehung, bei welcher immer ein Machtgefälle zwischen Erwachsenem und Kind vorzufinden ist, zeichnet sich Beziehung durch Gleichwertigkeit aus. Das Machtgefälle fehlt und damit ist die beste Basis für ein gewaltfreies Miteinander geschaffen. Liebe, Annahme, Respekt und Wertschätzung gehören für mich genauso dazu wie auch der Umgang und die Kommunikation aller Beteiligten auf Augenhöhe.

In der Umsetzung bedeutet dies zum Beispiel, dass jede Stimme zählt. Sowohl Erwachsene als auch Kinder können ihre Meinung frei äußern und haben ein Mitspracherecht. Die Meinung des anderen wird auf der Grundlage dessen, dass auch Kinder in ihren Ansichten ernst genommen werden, akzeptiert.

Kinder genauso ernst zu nehmen wie wir Freunde, Kollegen, Ehepartner ernst nehmen setzt Vertrauen voraus. Vertrauen in das Kind als einzigartige Persönlichkeit, welche so wie sie ist, genau richtig ist. Es bedarf keiner Erziehungsziele und Pläne das Kind zu verändern, denn es möchte sich aus sich heraus selbst entwickeln, mit den Eltern kooperieren und in Gemeinschaft einfügen. Katharina Saalfranks „Du bist ok, so wie du bist“ ist hier ein guter Leitsatz und zeigt die Bedingungslosigkeit mit welcher Vertrauen einhergeht.

Im Alltag bedarf es dafür, wie ich finde, vor allem Mut. Mut zu vertrauen, Mut vorzuleben und nicht zu erziehen, Mut zu Alternativen und Mut vor anderen für den eigenen Weg einzustehen. Besonders hilfreich finde ich aber, sich Wissen zur Entwicklung und Bedürfnissen von Kindern, also dem entwicklungspsychologischem Hintergrund, „zuzulegen“: zu lesen, sich auszutauschen oder sich Beratung einzuholen. Denn mit dem Wissen zu den Motiven und Beweggründen von Kindern für bestimmte Verhaltensweisen (z.B.: Lächeln als Mittel der Beschwichtigung und nicht wie oft angenommen als Nicht-ernst-nehmen des Erwachsenen) wird Vertrauen in die kindliche Entwicklung und Kooperationsbereitschaft viel einfacher.

Gerade die Kooperation ist für die praktische Umsetzung von gleichwertigen Beziehungen essentiell. Denn Kooperation ist prinzipiell freiwillig und funktioniert nur gemeinsam.

In der Umsetzung mit Kindern bedeutet das in erster Linie ganz viel (positive) Kommunikation. Also reden, reden, reden und besonders erklären. Kinder können viele Überlegungen, die wir haben oder Erklärungen (warum zum Beispiel etwas kaputt gehen kann) ohne unser Erklären nicht verstehen. Sie sind noch nicht so umsichtig oder vorausschauend und benötigen daher unsere (kommunikative) Begleitung. Natürlich ist Kommunikation hier nicht einseitig gemeint, sondern ganz klar als Dialog. Auch wenn ich Erklären als eines der wichtigsten Elemente sehe, ist Gespräch und Austausch genauso wichtig. So können wir nämlich verstehen, warum Kinder Dinge so tun und nicht anders oder warum ihnen bestimmte Sachen wichtig sind.

Insgesamt geht es also darum positive und konstruktive Familienbeziehungen zu gestalten und dies indem unterschiedliche Bedürfnisse und Verantwortlichkeiten aller verbunden werden. Wichtig ist dabei, dass je jünger das Familienmitglied ist, die Bedürfnisse mehr Vorrang in der Abwägung haben.

Im Seminar gehe ich noch umfangreicher auf die praktische Umsetzung ein und gebe viel Raum für Beispiele aus dem Alltag sowie Austausch oder Fragen.

Wer hat Lust auf das Seminar? Hier geht es zum Elternkurs!


Eure Anne

PS: Wenn euch der Artikel gefallen hat, freue ich mich über liken und teilen :)


Leseempfehlung:

http://www.herzensban.de/2016/11/wieviel-erziehung-braucht-mein-kind.html

Katharina Saalfrank: Was Kinder brauchen

D. Graf, K. Seide: Das gewünschteste Wunschkind. Der entspannte Weg durch Trotzphasen

http://kraetzae.de/erziehung/erziehen_ist_gemein/


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