Freitag, 25. September 2020

Ich bin so wütend – Fühlen lernen und mit Wut umgehen

 

Fotografie: Ketut Subiyanto from Pexels

Ich bin so wütend motzt ein 7jähriger während er mit seiner Oma und seiner Mama den Laden neben meinem Kursraum verlässt. „Du bist wütend?“ fragt ihn die Oma. „Ja“ sagt er. „Und warum“ fragt sie ihn noch. „Na, weil ich die Schuhe nicht kaufen kann. Die sind zu klein.“

Ich muss lächeln und freue mich. Ich finde es immer bemerkenswert, wenn Kinder so klar sagen können, was sie fühlen und erst recht warum. Welche eine Leistung! Welch eine Reflexion! Das kann manch Erwachsener nicht leisten.

In meinen Kursen erkläre ich immer, dass der Umgang mit Gefühlen und besonders mit Wut ähnlich dem Laufenlernen ist: wir können es nicht beschleunigen und jedes Kind hat sein eigenes Tempo, aber wir müssen es trotzdem genauso geduldig begleiten. Im Gegensatz zum Laufen lernen, dauert der Umgang mit Gefühlen und das Erlernen von Bewältigungsmechanismen ein paar Jahre. In dieser sogenannten Autonomiephase brauchen Kinder unsere feinfühlige Begleitung mit trösten, erklären, Lösungen anbieten und einfach da-sein. Glückt uns das gut, haben wir im besten Fall Kinder die sagen können: „Ich bin so wütend“

Und das ist wundervoll. Denn es geht nicht darum, dass Kinder lernen wegzufühlen und die starken Gefühle wie Wut, Verzweiflung, Trauer einzudämmen, sondern damit umzugehen. Der erste Schritt ist dafür immer das Erkennen, was gerade los ist: „Ich bin so wütend“

Wie können wir unseren Kindern in ihrer Wut helfen? Was können wir machen, wenn Legosteine fliegen, der Bruder gebissen wird oder ich als Mama intensiv angebrüllt werde?

  1.  Für Schutz sorgen: also beispielsweise die Legosteine wegstellen, den Bruder hochnehmen oder selbst ein paar Schritte Distanz aufbauen, um mein Gehör zu schützen 
  2. Alternativen anbieten: Kuscheltierbox zum Werfen herholen, einen Beißring holen oder ein Kissen zum Reinbrüllen anbieten 
  3. Für weitere Situationen: Vorbeugen

Diesen dritten und letzten Punkt finde ich am wichtigsten, denn im Nachhinein in Ruhe über Wut und andere Gefühle zu sprechen ist für Kinder sehr hilfreich. In diesem Gespräch (angepasst ans Alter ab 2 Jahren gut möglich) kann ich mit dem Kind besprechen, was es sich wünschen würde und welche anderen Lösungen das Kind beim nächsten Mal ausprobieren könnte. Dieser Austausch hilft dem Kind sich und andere zu verstehen und immer besser mit seiner starken Wut umzugehen. Dies ist also ein Prozess und nicht mit einem Gespräch geklärt.

Fotografie: Anne Siedentopf

Hilfreich kann es auch sein Bücher, Hörbücher oder kleine Videos zu dem Thema mit dem Kind zusammen zu schauen. Gerade für kleinere Kinder finde ich das Buch „Wenn ich wütend bin“ (unbezahlte Werbung) von Nanna Neßhöver und Eleanor Sommer ideal. Es wird aber auch von unserer 6jährigen noch sehr gemocht.

Welche Erfahrungen hast du gemacht? Was hilft deinem Kind?

Wenn dir der Artikel gefällt, freue ich mich über Teilen und Liken!
 
Eure Anne
 

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